Einige Teams trainieren wieder

Passen, Laufen, Koordination, Torschuss - viel mehr geht beim Training unter Auflagen nicht.  Foto: dpa

HinterlandDer Hessische Fußballverband (HFV) hat den heimischen Vereinen in der vergangenen Woche die Möglichkeit gegeben, das Training unter bestimmten Auflagen und unter...

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. HinterlandDer Hessische Fußballverband (HFV) hat den heimischen Vereinen in der vergangenen Woche die Möglichkeit gegeben, das Training unter bestimmten Auflagen und unter Einhaltung eines Hygienekonzepts wieder aufzunehmen. Doch wie gehen die Hinterländer Vereine mit den langersehnten Lockerungen um, kehren sie auf die Fußballplätze zurück?

Verbandsliga

Die erste Mannschaft des FV Breidenbach hält sich noch zurück. "Natürlich wurde das Thema bei uns heiß diskutiert, bei unseren Teams sollten die Trainer gemeinsam mit dem Mannschaftsrat selbst entscheiden, ob sie auf den Platz zurückkehren", teilt Philipp Bösser, Leiter Seniorenspielbetrieb, mit. Dabei kam heraus, dass die Verbandsligatruppe unter den Auflagen kein Training machen wollte. Die Mannschaft absolviert eigenverantwortlich Laufeinheiten und trifft sich virtuell via Videokonferenz. Am Wochenende hat Coach Steffen Schmitt aber eine "kleine Challenge" (O-Ton Bösser) geplant, um die Spieler bei Laune zu halten. Einen anderen Weg geht dagegen die eigene zweite Mannschaft (siehe A-Liga).

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Gruppenliga

"Wir sind noch unschlüssig und wollen zunächst die Entscheidung am Wochenende abwarten", sagt Karsten Plitt, Vorsitzender des VfL BiedenkopfÜberhaupt sei seiner Meinung nach unter den Auflagen kein normales Training möglich: "Dabei kann man nicht von Fußball reden. Zweikämpfe, Reflexe - als Fußballer kann man das doch gar nicht abstellen. So wie die sich das vorstellen, hat das mit Fußball nichts zu tun." Vereinzelt seien aber einige Spieler schon auf den Verein zugekommen, ob sie nicht auf den Platz dürften, um ein bisschen auf Abstand zu kicken. "Aber damit tun wir uns schwer. Sie sind zwar alle erwachsen, aber ganz ohne Aufsicht und Trainer können wir das nicht zulassen. Ich kann verstehen, dass die Jungs wieder auf den Platz wollen, aber es ist derzeit eine schwere Situation, ich hoffe auf die Geduld der Spieler und, dass alle an einem Strang ziehen", so Plitt abschließend.

Kreisoberliga

"Am Dienstag hatten wir unser erstes Training. Sagen wir mal so, es war anders", schmunzelt Nils Waldschmidt, Trainer des SC GladenbachDie Resonanz war überwältigend, 32 Mann der ersten und zweiten Mannschaft kamen zu der Einheit. "Das ging nur, weil bei uns der Rasen und Kunstrasen nah beieinander sind. Ich habe die Mannschaft vorher per WhatsApp schon in vier Gruppen unterteilt, sie sind dann zu je acht Mann auf eine Spielhälfte gegangen und hatten so keinen Kontakt zueinander", teilt Waldschmidt mit. Im Vorfeld wurde alles getan, um die Hygienemaßnahmen umzusetzen. Der Vorstand hatte unter anderem eine Leitung mit Warmwasser an den Spielfeldrand verlegt, damit sich die Akteure die Hände waschen konnten, zudem gab es einen Fünf-Liter-Eimer Desinfektionsmittel, das sich der Verein 170 Euro kosten ließ. "Der organisatorische Aufwand war enorm", beschreibt der junge GSC-Coach, der seine Mannen dann vier Stationen zur Verbesserung der Koordination, der Stabilisation, des Passspiels und des Dribblings durchlaufen ließ. "Alles ohne Körperkontakt und Zweikämpfe", betont Waldschmidt, der aber gleichzeitig mitteilt: "Natürlich ist das mit normalem zielgerichteten Training nicht vergleichbar. Es war eine reine Beschäftigungsmaßnahme. Aber ich selbst und die Spieler waren froh, nicht mehr nur durch den Wald zu laufen und den Rasen wieder riechen zu dürfen. Für die Psyche war das wichtig, alle mal wieder gesehen zu haben. Einen echten Trainingseffekt hat das natürlich nicht." Geplant sei nun, diese Übungseinheiten freiwillig einmal pro Woche anzubieten.

Daniel Gröb, Spielertrainer des Kreisoberligakonkurrenten SpVgg Wacker Frohnhausen pflichtet ihm bei: "Natürlich ist das nur eine Art Spaßtraining. Nächste Woche wollen wir das erste Mal auf den Platz zurück. Wir haben das intern besprochen und werden die Vorschriften zu einhundert Prozent erfüllen. Das Wichtigste ist aber, dass wir uns einfach mal wieder sehen, denn Videokonferenzen oder Zoom sind ehrlich gesagt nicht so toll und kein Ersatz."

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A-Liga

Während die erste Mannschaft noch nicht auf den Platz zurückgekehrt ist, war der FV Breidenbach II bereits Mittwoch wieder im Einsatz. "Die Trainer (Anm.: Pascal Pfeiffer und Andi Reitz) haben das so entschieden, dass Mittwoch die erste freiwillige Einheit angeboten wurde", berichtet Philipp Bösser. Die Umsetzung sei hervorragend gelaufen, alle haben sich an die Regeln gehalten. "Das hat gut geklappt, nur die Resonanz war bescheiden. Neun Mann waren im Training", so Bösser. Nächsten Mittwoch soll erneut eine freiwillige Einheit angeboten werden.

"Wir haben uns Anfang der Woche darauf verständigt, erstmal nichts zu machen und die finale Entscheidung am Wochenende abzuwarten", sagt Spielertrainer Janick Wagner vom SSV BottenhornSein Team habe sich bislang komplett eigenverantwortlich fitgehalten, vorerst ist keine gemeinsame Rückkehr auf den Trainingsplatz geplant.

Ähnlich sieht es auch beim A-Liga-Spitzenreiter SG Dernbach/Wommelshausen aus. Spielertrainer Benjamin Bender teilt mit: "Auch wenn die Füße jucken, wir waren noch nicht auf dem Platz und es ist vorerst auch nicht geplant. Ich weiß aber, dass der Vorstand sich rüstet, um die Maßnahmen alle einzuhalten. Aber aktuell gibt es diesbezüglich noch keine Entscheidung", sagt Bender.

Nachdem der HFV die Lockerungen bekannt gab, war Spielertrainer Sükrü Kilicarslan vom SV Hartenrod gleich Feuer und Flamme: "Ich habe mich gleich am Abend hingesetzt und habe zig Übungen ausgearbeitet, die wir unter den Abstandsregelungen durchführen hätten können. Aber der Vorstand hat uns mitgeteilt, dass wir das Hygienekonzept in dieser Form auf unseren beiden Plätzen nicht umsetzen können. Jetzt stehen hier alle Übungen erstmal nur auf dem Papier." Die Rot-Weißen werden nun vorerst weiter ihr bislang durchgezogenes Einzeltraining verfolgen. "Meinen Spielern gebe ich wöchentlich Aufgaben, welche Strecken sie zu laufen haben, dazu gibt es Fitnessübungen und Tabata-Workout", teilt Kilicarslan mit.

Nächsten Dienstag plant der FC Angelburg, den Trainingsbetrieb aufzunehmen. Trainer Markus Bastian sagt: "Das wird eine riesengroße Aufgabe, wir haben schon vieles in die Wege geleitet, um die Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen umzusetzen." Er lobt auch den Zusammenhalt seiner Truppe in der trainingsfreien Zeit. "Wir haben Menschen in Not geholfen, waren in Lebensmittelmärkten und Altenheimen und haben am Sportgelände auch Arbeitseinsätze gehabt. Das ist eine große Herausforderung, die wir aber gut meistern."

B-Liga

Am Mittwoch kehrte der B-Liga-Primus SSV Endbach/Günterod auf den Platz zurück. Die 18 Mann starke Truppe wurde in Gruppen aufgeteilt, Passübungen, Dribbling und Torschuss standen auf dem Programm von Spielertrainer Silas Förster. Er sagt: "Richtiges Training war das nicht, man kann nicht auf etwas hinarbeiten. Es war eher der Spaß, sich mal wieder zu treffen - eine reine Beschäftigungstherapie".

Von Christian Pomoja