Heinz Schmidt erntet Ovationen, Diether Achenbach beeindruckt

Stefan Reuß (rechts), Präsident des Hessischen Fußball-Verbandes, überreicht Heinz Schmidt die Ernennungsurkunde zum Hinterländer Ehrenkreisfußballwart.  Foto: Jens Kauer

Beim etwas anderen Hinterländer Kreisfußballtag nehmen viele altgediente Macher ihren Hut. Heinz Schmidt wird zum Ehrenkreisfußballwart gewählt. Sein Nachfolger Diether...

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. DautphetalDer etwas andere Kreisfußballtag in der Hinterlandhalle Dautphetal bot Raum und Zeit für nachdenkliche Worte und bewegende Momente. Es war ein Tag, an dem zahlreiche altgediente Macher und Organisatoren ihren Hut nahmen - nicht nur der seit 2010 amtierende Kreisfußballwart Heinz Schmidt. Sein Nachfolger Diether Achenbach legte am Freitagabend nach seiner Wahl dann einen wahren Parforceritt hin.

Hätten die Funktionäre aus jenen Fußballkreisen Hessens, die ihren Kreisfußballtag noch vor sich haben, im Hinterland vorbeigeschaut, hätten sie gesehen: Es geht auch in Zeiten von Corona, und zwar vorbildlich. Das Hygienekonzept war offensichtlich gut durchdacht und wurde dann auch gut gemacht. Viel Platz für die Delegierten der 35 Vereine (die bis auf drei alle in Dautphetal vertreten waren) auf dem Hallenboden, noch mehr für die vis-à-vis sitzenden Ehrengäste vor und die Funktionärsriege auf der Zuschauertribüne. Das Helferteam des FSV Friedensdorf um Chefdesinfektor Timo Heck erledigte seinen Job völlig unaufgeregt. Keine Staus beim Einlass am Seiteneingang, was auch daran lag, dass die Teilnehmer - als sei es abgesprochen - nach und nach eintrudelten und ihre Formulare zur Erfassung der Personalien fast allesamt schon ausgefüllt dabei hatten. Und auf den ausgezeichneten Wegen zur Toilette kam es auch nicht zu Karambolagen, weil sie kaum einer benutzte. Klar, es gab ja auch nichts zu trinken. Kein Bierchen, keine Brause, keine Worscht, keine Schnittchen. Weder Jazztanz noch Gesang. Und der Plausch über Fußball, Gott und die Welt fiel bei den großen Abständen zwischen den Stühlen auch aus. Nein, ein geselliger Abend der Hinterländer Fußballfamilie wie in anderen Jahren, war es am Freitag nicht.

"Als im Februar die ersten Kreisfußballtage stattfanden, haben wir alle nicht gedacht, dass wir uns so lange mit Corona beschäftigen müssen", eröffnete denn auch Stefan Reuß, der Präsident des Hessischen Fußballverbands, sein Grußwort, in dem er unter anderem auf die von vielen als zögerlich empfundene Entscheidungsfindung des HFV in Sachen Saisonfortsetzung oder -abbruch einging: "Wir haben uns gesagt: Wir machen keinen Schnellschuss, weil wir jede Entscheidung, die wir zu schnell treffen, gegebenenfalls revidieren müssen". Im Hinblick auf die neue Saison betonte Reuß, dass "die Behörden uns den Rahmen setzen". Mit dem Hygienekonzept habe der HFV aber Überzeugungsarbeit geleistet, "sodass wir sagen können: Am 1. August geht's wieder los, es darf wieder trainiert und gespielt werden". Abschließend dankte der HFV-Boss Heinz Schmidt für seinen jahrzehntelangen Einsatz: "Wir brauchen Menschen wie dich, die vorweggehen, nicht nur große Worte machen, sondern durch gute Planung dafür sorgen, dass der Ball rollt".

Wie groß der personelle Umbruch ist, den der Kreisfußballtag 2020 mit sich bringt, wurde offenbar, als Heinz Schmidt einige seiner langjährigen Mitstreiter verabschiedete, die wie er ihre Posten abgaben. 24 Jahre lang führte Erhard Fuchs Rechtsausschuss und Sportgericht des Kreises, Fußballrichter ist er schon 44 Jahre lang. Er wird es vorerst auch bleiben - die Erfahrung des Hartenröders ist auch im ansonsten völlig neu besetzten Kreissportgericht gefragt. Aus diesem ausgeschieden sind nach 20 oder mehr Jahren Armin Müller (SSV Steinperf), Ladislaus Szabo (RSV Wommelshausen) und Harry Scharf (FV Wallau). Herbert Lenz war 40 Jahre lang als Pressewart für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und wurde dafür mit der DFB-Verdienstnadel ausgezeichnet. Bereits im Februar hatte Herbert Schöck nach über 30 Jahren im und 20 Jahren an der Spitze des Kreisjugendausschusses das Amt des Kreisjugendwarts an Jörg Sperling abgetreten. Am Freitag ging auch seine Zeit als zweiter Mann im Fußballkreis zu Ende. Die letzte Amtshandlung des Frohnhäusers war die Laudatio auf Heinz Schmidt. "Es ist deine liebenswerte Art, die dich so sympathisch macht. Und wenn du mal hart durchgreifen musstest, war das berechtigt", wandte sich Schöck an den Mann, dessen Stellvertreter er in den letzten zehn Jahren war: "Keine Tür war so verschlossen, dass du sie nicht öffnen konntest. Dir zu widerstehen, war schwer möglich. Wir sind stolz auf dich und dir dankbar. Es schmerzt uns, dich aus dem Amt gehen zu lassen".

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Keine Überraschung war, dass der HFV der Ernennung Heinz Schmidts zum Ehrenkreisfußballwart zugestimmt hat und die Präsident Reuß persönlich vornahm. Anschließend erinnerte der gebürtige Sachsenhäuser Heinz Schmidt an seine Vorgänger, Siggi Hoedt und seinen Schulfreund Burkhard Graf, dessen Nachfolge er 2010 angetreten hatte, um sich dann an die Versammelten zu wenden: "Ich habe 1970 als Schiedsrichter angefangen und bin jetzt, als Kreisfußballwart abgetreten, da liegen 50 Jahre dazwischen. Danke, es ist genug!" Augenblicklich erhob sich die Hinterländer Fußballfamilie und verabschiedete ihr Oberhaupt mit Ovationen.

Als Kandidat für die Nachfolge Heinz Schmidts hatte der scheidende Kreisfußballausschusses Diether Achenbach auserkoren. Der Wiesenbacher hat von 1988 an 20 Jahre im Kreisjugendausschuss mitgearbeitet und sich seit 2008 im Kreisfußballausschuss als geschäftiger Koordinator für Qualifizierung einen Namen gemacht. "Mein Credo war immer: Es ist besser miteinander, statt übereinander zu reden. Ich biete euch faire Kommunikation und Zusammenarbeit an, die ich aber auch von euch erwarten würde", warb der 59-Jährige um die Zustimmung der Vereinsvertreter, die dann auch einstimmig ausfiel.

Achenbach bedankte sich für das "beeindruckende Wahlergebnis", das er als "Auftrag und Verpflichtung, die erfolgreiche Arbeit von Burkhard Graf und Heinz Schmidt fortzusetzen" sehe. Dass er das Zeug dazu hat, bewies er nach seiner Inthronisation als schneller, geschliffener und obendrein akribisch vorbereiteter Redner und Versammlungsleiter. "Ich wünsche uns allen, dass wir den Dampfer Fußball nach der langen Zeit des Stillstandes wieder in die Fahrrinne bekommen. Das geht aber nur, wenn wir alles Erforderliche tun, um die gesetzlichen Vorgaben in der Corona-Zeit umzusetzen. Vereinsegoismus ist in der jetzigen Situation fehl am Platz", wandte er sich zunächst nochmals ans Plenum. Er dankte insbesondere dem Nachbarkreis Marburg, "der uns sehr geholfen hat, ein attraktives Spielgeschehen für die B-Klasse zu konzipieren". Überhaupt müsse man in Zukunft Lösungen finden, um den Fußball in der Region attraktiv und durchführbar zu gestalten: "Insellösungen sind in ländlichen Gebieten nicht mehr das Mittel der Wahl". Die noch ausstehenden Wahlgänge zog der neue Kreisfußballwart dann in atemberaubenden Tempo und mit imponierender Sicherheit durch. Die Kandidaten stießen allesamt auf einhellige Zustimmung. Die wichtigsten Personalien: Zum Stellvertreter Achenbachs wurde Dietmar Becker, ein Vertreter der Kreisschiedsrichtervereinigung gewählt, Kreiskassenwart bleibt der "sorgfältige und effiziente" Timo Heck, mit Thomas Bieck aus Dautphe steht künftig ein Rechtsanwalt an der Spitze des Kreissportgerichts. Um kurz vor halb zehn beschloss Diether Achenbach den etwas anderen Kreisfußballtag. Mit einem dreifachen "hipp, hipp - hurra!"

Funktionäre des Fußballkreises Biedenkopf

Kreisfußballausschuss - Kreisfußballwart: Diether Achenbach (FV Wiesenbach; Ausbildung und Qualifizierung). - Stellvertretender Kreisfußballwart: Dietmar Becker (SSV Steinperf). - Kreiskassenwart: Timo Heck (FSV Friedensdorf). - Kreisjugendwart: Jörg Sperling (FV Wallau). - Kreisschiedsrichterobmann: Lars Braun (FV Breidenbach). - Vorsitzender des Kreissportgerichts: Thomas Bieck (SV Silberg). - Weitere Mitglieder: Volkmar Pfeiffer (FV Wallau; EDV, Freizeit- und Breitensport), Iris Nassauer (SV Eckelshausen; Presse), Gerhard Fuchs (FSV Gönnern; Frauenfußball und Ehrenamt).

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Kreisjugendausschuss - Kreisjugendwart: Jörg Sperling. - Stellvertretender Kreisjugendwart: Harald Premer (SSV Endbach/Günterod). - Referent für Mädchenfußball: Gerhard Fuchs.

Kreisschiedsrichterausschuss - Kreisschiedsrichterobmann: Lars Braun. - Stellvertretender Kreisschiedsrichterobmann: Sebastian Spies. - Kreislehrwart: Mirko Hecklinger (SG Mornshausen/S.). - Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit: Ralf Feuring (FV Breidenbach). - Beisitzer: Moritz Harbusch (SpVgg Eisenhausen), Yannic Drewlies (SSV Allna-/Ohetal), Bernd Becker (RSV Wommelshausen).

Kreissportgericht - Vorsitzender: Thomas Bieck. - Weitere Mitglieder: Lothar Steidl (SpVgg Frohnhausen), Holger Walter (SV Hartenrod), Thomas Michel (FV Wiesenbach), Florian Kamm (FSV Buchenau), Sabrina Neubauer (SV Kickers Erdhausen), Erhard Fuchs (SV Hartenrod). - Mitglieder des Regionalsportgerichts: Erhard Fuchs, Armin Müller (SSV Steinperf).

Delegierte für den Hessischen Verbandsfußballtag: Diether Achenbach, Dietmar Becker, Jörg Sperling, Lars Braun, Thomas Biek. - Ersatzdelegierte: Timo Heck, Thomas Michel (FV Wiesenbach), Tobias Freund (FSV Buchenau), Karsten Plitt (VfL Biedenkopf), Thomas Zimmermann (Gladenbacher SC).

Von Jens Kauer