Zahlreiche Klubs aus Wiesbaden und dem Rheingau-Taunus-Kreis organisieren Unterstützung für die betroffene Region in der Türkei und in Syrien.
Wiesbaden/Rheingau-Taunus. Mehrere schwere Erdbeben haben die Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien erschüttert. Die Zahl der Opfer steigt mit jeder neuen Meldung massiv an. Eine unglaubliche Katastrophe. Nicht nur für die Menschen vor Ort, sondern auch die vielen Türken und Syrer, die aus Wiesbaden und der Umgebung stammen. Die Hilfsbereitschaft ist riesig, auch zahlreiche Fußballvereine engagieren sich unmittelbar bei der Sammlung und Lieferung von Spenden.
Familie von Karadeniz-Trainer Gökmen Tava direkt betroffen
Besonders betroffen ist Gökmen Tava, Spielertrainer der SKG Karadeniz. Tavas Familie kommt aus der betroffenen Region in und um Hatay, Tava ist dort jedes Jahr zu Besuch und hat auch ein Jahr seiner Kindheit dort verbracht. Stunden musste er warten, bis er eine Info bekam, wie es seiner Familie erging: „Das war sehr anstrengend, weil auch zwischenzeitlich das Netz zusammengebrochen war”, reflektiert er die quälende Zeit der Ungewissheit. Nach bangen Stunden des Wartens gab es die erleichternde Info, alle aus seiner Familie sind wohlauf. Sein Verein schließt sich den bereits angelaufenen Aktionen aus Wiesbaden an, Tava selbst bekräftigt, auch privat weitere Hilfsaktionen starten zu wollen.
Seine Wurzeln nicht weit von der Unglücksregion entfernt hat der FSV Wiesbaden 23, nämlich in Elazig im Südosten des Landes. „Auch dort war das Beben zu spüren”, berichtet Trainer Cem Yilmaz. Yilmaz hält sich aktuell in Istanbul auf. In der Metropole am Bosporus herrsche eine „bedrückte Stimmung”, auch wenn es die Türken landesweit gewohnt seien, mit dem ständigen Risiko eines Erdbebens zu leben. Viele verschüttete Menschen teilten via soziale Medien ihren Standort. Im Fernsehen laufe derzeit nichts anderes, dazu sei das Rote Kreuz permanent in der Stadt unterwegs, um Hilfe einzusammeln. Yilmaz selbst hat bereits Blut gespendet.
Transport ist eine große Herausforderung
Sein FSV ist ebenfalls rührig, hat gemeinsam mit dem (in Wiesbaden ansässigen) Verein der Menschen aus Elazig in Europa Sachspenden eingesammelt. „Der Rücklauf war so groß, es können momentan keine neuen Sachspenden mehr angenommen werden”, sagt Yilmaz. Die Spenden sollen möglichst bald ins Krisengebiet gebracht werden. „Die große Herausforderung ist der Transport”, sagt Yilmaz. Dieser mache nur Sinn, wenn die Aktion beim türkischen Katastrophen-Amt AFAD registriert sei - doch die Behörde sei momentan überlastet. Nun versuche man über das Türkische Rote Kreuz einen Transport zu organisieren und warte parallel auf eine Rückmeldung von Turkish Airlines: Die Fluggesellschaft habe einen Flieger in Aussicht gestellt. Zudem hat der Verein eine Geldspenden-Aktion gestartet. In fast allen Geschäften in der Wellritzstraße sind Annahmestellen aufgebaut worden. „Wichtig ist, dass die Menschen nur an offizielle Stellen spenden”, sagt Yilmaz.
Aus Bad Schwalbach sind schon Laster gestartet
Doch welche Sachspenden machen am ehesten Sinn? „Winterfeste Kleidung, Babykleidung, haltbare Lebensmittel”, erklärt Burak Özyesil, Trainer bei Türk Spor Bad Schwalbach. Der Verein ist eng im Kontakt mit der Bad Schwalbacher Moschee, die gemeinsam mit der Taunussteiner Moschee bereits am Montagabend drei Lastwagen in Richtung der Krisenregion entsandte. Nach Angaben von Dienstagvormittag kann der Verein derzeit keine weiteren Sachspenden annehmen. Ein Kontakt ist über die Facebook-Seite von Türk Spor möglich.
SC Mesopotamien nicht direkt betroffen
Das Erdbeben hat nicht nur die Türkei, sondern auch Syrien heftig erschüttert. „Wir sind Gott sei Dank nicht direkt betroffen”, sagt Cano Ay, sportlicher Leiter des SC Mesopotamien. Die meisten Syrer in Wiesbaden hätten ihre Wurzeln eher in den Dörfern als in den Großstädten, vor allem rund um die Grenzstadt Qamischli im Nordosten des Landes. Der Verein hat noch keine konkrete Aktion gestartet, verweist unter anderem auf die Gemeinde der Assyrischen Kultur- und Sportvereins sowie die syrisch-orthodoxe St. Jesaja-Gemeinde ins Leben gerufen haben.
Schwarz-Weiß und Blau-Gelb tun sich zusammen
Eine gemeinsame Aktion starten auch die beiden Vereine von der Rheinhöhe: Der SV Blau-Gelb und Schwarz-Weiß Wiesbaden sammeln am Dienstag von 16.30 bis 21 Uhr auf dem Sportplatz. Als Sachspenden werden vor allem Babynahrung, Windeln, Feuchttücher, Schlafsäcke oder warme Kleidung angenommen, teilt Claudia Groß von Schwarz-Weiß mit. Auch Geld kann in bar oder via PayPal gespendet werden. Weitere Infos auf Instagram. </u>
Auch der Türkische SV Wiesbaden hat sich sofort um Spenden bemüht. Am Montagabend wurde auf dem Rewe-Parkplatz an der Erich-Ollenhauer-Straße Spenden gesammelt, dabei unterstützten auch die von Daniel Ritzel organisierten „Kreisligalegenden”.
Bosporus spendet Testspiel-Einnahmen
Die Verantwortlichen des Rheingauer A-Ligisten SV Bosporus Eltville um Geschäftsführer Murat Erkan haben gleich reagiert. Auch dahingehend, dass bei ihren Testspielen gegen den FC Freudenberg (So., 13 Uhr, Spiel der zweiten Mannschaften/15 Uhr, Spiel der Ersten) „alle Einnahmen“ als Spenden weitergegeben werden. In Sachen Geldspenden verweist der Verein, ebenso wie Türkgücü Aarbergen via Instagram, auf die offiziellen Kanäle.