Der SV Darmstadt 98 gewinnt in einer atemberaubenden Partie mit 3:2 bei Holstein Kiel - diese müssen nun in die Relegation. Greuther Fürth und Bochum steigen direkt auf.
KIEL/DARMSTADT. Der SV Darmstadt 98 hat Wort gehalten und wirklich noch mal alles rausgehauen: Das letzte Spiel in dieser Saison gewann der Fußball-Zweitligist am Sonntag mit 3:2 (0:1) bei Holstein Kiel. Es war der fünfte Lilien-Sieg in Serie. Serdar Dursun erzielte seine Saisontreffer 26 und 27 und wurde Torschützenkönig, zudem traf Abwehrchef Immanuel Höhn in seinem letzten Spiel für den SV 98. Holstein Kiel verpasste somit den direkten Aufstieg und muss in die Relegation gegen den 1. FC Köln.
Lilien-Trainer Markus Anfang musste an seiner alten Wirkungsstätte (Trainer bei Holstein Kiel von 2016 bis 2018) den am Knie operierten Marvin Mehlem ersetzen, er entschied sich für Fabian Schnellhardt, was keine allzu große Überraschung war. Der frühere Kieler Patrick Herrmann fand sich erwartungsgemäß nur auf der Bank wieder – Anfang hatte angekündigt, die vermeintlich beste Elf aufs Feld zu schicken. Und da hatte Matthias Bader die Nase vorne.
Zwei starke Teams treffen sich
Die Vorzeichen versprachen – abseits aller Dramatik im Aufstiegskampf – einiges. Die Lilien hatten die jüngsten vier Spiele gewonnen, die Kieler gar die letzten sieben Heimspiele. Zwei ganz starke Teams also, die da im Holstein-Stadion aufeinandertrafen. Mitgefiebert wurde derweil auch vor dem Stadion, wo sich hunderte Kieler Fans versammelt hatten, um zumindest in der Nähe ihrer Mannschaft sein zu können. Zu überhören waren sie nicht – kurz vor dem Anpfiff wurde erst mal ein Feuerwerk gezündet, auch während des Spiels waren die Anfeuerungen omnipräsent. In der ganzen Stadt war am Sonntag die Anspannung zu spüren – wirklich überall hatten sich Anhänger versammelt.
Die Kieler brauchten eine gewisse Zeit, um ins Spiel zu finden. Alexander Mühlings Kopfball über das Tor nach 14 Minuten war zumindest mal so etwas wie eine Torannäherung. Vier Minuten später war Holstein dann aber voll auf Kurs: Alexander Mühlings Freistoß köpfte Kiels Torjäger Janni Serra recht unbedrängt ins Tor (18.). Kurz darauf geriet dann auch noch die Spvgg Greuther Fürth gegen Fortuna Düsseldorf in Rückstand – es passte alles für die „Störche“. Dass der VfL Bochum mit 1:0 gegen den SV Sandhausen führte, war egal – solange Kiel führte.
Anfang war derweil mächtig sauer auf seine Mannschaft, aber auch auf den Vierten Offiziellen Fabian Porsch, der ihn seiner Meinung nach daran hinderte, seine Mannschaft zu coachen – was ein Trainer natürlich immer darf. Die Stimmung konnte man durchaus als gereizt bezeichnen. Die Lilien zeigten aber auch auf dem Platz, dass sie mitmachten wollten. Serdar Dursun hätte nach einer halben Stunde fast den Ausgleich erzielt, er löffelte den Ball aber übers Tor.
Es blieb jedoch ein Strohfeuer, das Spiel machten weiterhin die Gastgeber. Lilien-Torwart Marcel Schuhen wehrte einen Fernschuss von Mühling zur Ecke – das war stark (37.). Dann war es Fin Bartels, der nach 44 Minuten das 2:0 auf dem Fuß hatte – er zielte zu hoch. Das 1:0 zur Pause ging denn auch völlig in Ordnung.
Nach dem Wechsel änderte sich das Spiel komplett. Das erste Ausrufezeichen setzte Darmstadts Mathias Honsak – sein Schuss flog übers Tor (48.). Der nächste Versuch saß dann aber: Christian Clemens brachte einen Freistoß vors Gehäuse, Dursun köpfte ein – 1:1 (51.). Dessen 26. Saisontreffer hielt auch dem 120 Sekunden langen Videobeweis wegen des Verdachts auf Abseits stand - es war der Lohn für die Steigerung nach der Pause. Und Kiel geriet noch mehr in Probleme, denn Fürths Branimir Hrgota glich zeitgleich gegen Düsseldorf aus. Noch ein weiterer Fürther Treffer – und Platz zwei wäre futsch für Kiel.
Auch Höhn trifft
Das war er dann in der Tat nach 58 Minuten, denn Dursun netzte nach präziser Flanke von Victor Palsson ein. Dursuns 27. Saisontreffer war ein bisschen ausgleichende Gerechtigkeit – Sekunden zuvor hatte Anfang von Schiedsrichter Pascal Ittrich die Gelbe Karte gesehen. Völlig überzogen war das. Derweil überschlugen sich förmlich die Ereignisse, Düsseldorf führte wieder in Fürth. Und Kiels Kapitän Hauke Wahl verpasste völlig frei vor dem Tor den Ball (62.). Völlig verrückt war sie, diese Phase des Spiels.
Und es lief wirklich alles gegen Kiel: Fürths Julian Green markierte den Ausgleich gegen Düsseldorf, die Franken verdrängten Kiel somit wieder auf Relegationsplatz drei. Janni Serra hätte direkt wieder für Platz zwei sorgen können, doch er verfehlte völlig freistehend das Tor – das war ganz schwach (73.). Stattdessen hieß es 1:3: Immanuel Höhn köpfte in seinem letzten Spiel im Lilien-Trikot nach einer Ecke ein (75.). Das 2:3 von Fin Bartels drei Minuten vor dem Ende läutete eine furiose Schlussphase ein.
Denn als Fürths Dickson Abiama gegen Düsseldorf das 3:2 markiert hatte, war klar: Kiel spielt in der Relegation. Auch, aber nicht nur, weil die Lilien nichts abschenkten.