Der SV Sandhausen galt lange als Abstiegskandidat, in der Rückrunde ist er aber eines der besten Teams der Liga.
SANDHAUSEN. Tabellenplatz 17 mit gerade einmal 14 Punkten bei einer Tordifferenz von 19:36 – der SV Sandhausen präsentierte nach dem Ende der Hinrunde der laufenden Zweitligasaison die Bilanz eines Absteigers. Acht Spieltage später sieht die Sache ganz anders aus: In der Rückrundentabelle rangiert der vermeintliche Abstiegskandidat auf Platz zwei, punktgleich mit dem kommenden Gegner SV Darmstadt 98 (Freitag, 18.30 Uhr, Merck-Stadion am Böllenfalltor) und dem 1. FC Nürnberg (jeweils 15 Zähler). In der Gesamtübersicht kletterte die Mannschaft um Trainer Alois Schwartz dadurch bis auf Platz 13, von Abstiegsplatz 17 ist die selbst ernannte „Macht vom Hardtwald“ inzwischen stattliche zehn Zähler entfernt.
Zu verdanken haben die Kicker aus dem 14000-Einwohner-Ort vor den Toren Heidelbergs diesen Aufschwung in erster Linie ihrer Defensivabteilung, die in den bisherigen acht Rückrundenspielen lediglich sechs Gegentreffer zugelassen hat. Hinzu komme die nötige Einstellung, wie Alois Schwartz dieser Tage gegenüber dem „Kicker“ betonte. „Die Mannschaft hat Mentalität und Charakter“, lobte der Übungsleiter. „Darauf bin ich ein bisschen stolz.“
Die finanziellen Mittel sind nicht zu verachten
Nicht in Vergessenheit geraten sollten diesbezüglich aber auch die finanziellen Möglichkeiten des vermeintlichen „Liga-Zwergs“, für die in erster Linie Mäzen und Vereinspräsident Jürgen Machmeier verantwortlich zeichnet. Der Bauunternehmer selbst wählt hierzu freilich andere Worte, die dennoch wenig Interpretationsspielraum bieten. So bezifferte er in der Chronik zum 100-jährigen Vereinsbestehen (2016) den Mix aus „sportlichem Erfolg, Teamspirit, Mut und Risikobereitschaft gepaart mit unternehmerischem Geschick, Aufbau und Verfestigung professioneller Strukturen rund um die Mannschaft und dem Ausbau des Hardtwald-Stadions“ als wesentlichen Garanten dafür, dass „in einem kleinen Dorf heute großer Fußball gespielt wird“.
Die Finanzkraft von Verein und Mäzen machte es dann auch möglich, dass der Kader in der Winterpause nahezu komplett auf den Kopf gestellt wurde. Sechs Abgängen, darunter namhafte Spieler wie Gianluca Gaudino (SCR Altach/Österreich), Charlison Benschop (Fortuna Sittard/Niederlande) oder Daniel Keita-Ruel (aktuell ohne Verein), stehen sage und schreibe acht Zugänge gegenüber. Bestens bekannt sind den Fans des SV Darmstadt 98 dabei Verteidiger Dario Dumic (2019/20 bei den Lilien) und Erich Berko, der erst kurz vor Ende des Transferfensters aus Südhessen nach Nordbaden wechselte. Gehobenes Zweitliganiveau kann überdies getrost dem Ex-Schalker Ahmed Kutucu, Tom Trybull, Nils Seufert oder dem neuen Ersatzkeeper Felix Wiedwald unterstellt werden.
Ex-Lilie Immanuel Höhn rückt wieder ins zweite Glied
Eine Ex-Lilie ist der unverkennbaren Steigerung in Sachen Quantität und Qualität derweil zum Opfer gefallen: Anstatt mit Dumic wie einst in Darmstadt ein Duo in der Innenverteidigung zu bilden, findet sich Immanuel Höhn seit einigen Wochen in der Rolle des Reservisten wieder. Zu stark war zuletzt die zentrale Defensive um Dumic und Aleksandr Zhirov vor dem nicht minder überzeugenden Keeper Patrick Drewes.
Diese neu gewonnene Stärke stimmt die Verantwortlichen im Hardtwald auch mit Blick auf das Gastspiel im knapp 60 Kilometer entfernten Darmstadt zuversichtlich. „Jetzt wollen wir auch Darmstadt knacken“, kündigte der Sportliche Leiter Mikayil Kabaca vor dem Kräftemessen mit dem Tabellenzweiten gegenüber dem „Kicker“ an.