Der Lilien-Trainer könnte sich am Samstag freitesten. Gegen Hansa Rostock wird Frank Ronstadt den gesperrten Matthias Bader ersetzen, drei Stürmer zu Beginn sind eine Option.
DARMSTADT. Torsten Lieberknecht will am liebsten einfach raus. Bis Samstag darf er das nicht, der Trainer des Fußball-Zweitligisten SV Darmstadt 98 war schließlich positiv auf das Coronavirus getestet worden und sitzt seit vergangenem Samstag in Quarantäne. Ob er am Sonntag dabei sein kann, wenn seine Mannschaft ab 13.30 Uhr gegen Hansa Rostock antritt, wird sich folglich an diesem Samstag zeigen – dann erst kann er sich „freitesten“. Aber es sieht ganz gut aus.
Am Donnerstag und Freitag hat sich der 48-Jährige, der sich einen großen Teil der ungewohnt vielen Freizeit weiter mit Gitarrespielen („ich werde demnächst die Leute auf der Geschäftsstelle musikalisch überraschen“) und Fernsehen vertreibt, selbst getestet, zweimal war er negativ. Deshalb geht er davon aus, am Samstag beim Abschlusstraining und am Sonntag beim Spiel dabei sein zu können. Gegen Hansa sind 7500 Zuschauer erlaubt. Aus Rostock werden rund 350 Fans erwartet – es wird mächtig was los sein am Böllenfalltor.
Nicht dabei ist Rechtsverteidiger Matthias Bader, der am vergangenen Sonntag beim 2:2 in Hannover seine fünfte Gelbe Karte sah. Ihn wird Frank Ronstadt vertreten, „das liegt nahe“, sagte Lieberknecht. Lasse Sobiech fehlt weiterhin verletzt. Ob im Sturm etwas geändert wird, ließ der Cheftrainer offen – auszuschließen ist es nicht. Phillip Tietz und Luca Pfeiffer haben beide seit sechs Spielen nicht getroffen, zuletzt war Aaron Seydel eine mehr als gute Option, wenn er reinkam.
Die Lilien freuen sich auf Fan-Unterstützung
„Ich bin noch am Überlegen“, sagte Lieberknecht am Freitag, „und wenn ich am Überlegen bin, heißt das, dass es durchaus die Möglichkeit gibt, dass Aaron eine Chance bekommt“. Das bedeute dann aber nicht automatisch, dass einer der beiden bislang gesetzten Stürmer draußen sei. „Es haben auch schon alle drei gespielt“, sagte Lieberknecht, „wir würden die Grundformation etwas ändern, aber es wäre nichts absolut Neues“.
Der SV 98 freut sich auf die Fans, letztmals voll war es Anfang Dezember gegen Fortuna Düsseldorf (1:3), als alle Plätze besetzt werden durften. Gegen den Karlsruher SC (2:2) waren 250, gegen den Hamburger SV (0:5) 1000 Zuschauer erlaubt gewesen. „Die Fans sind das Salz in der Suppe“, sagt der Lilien-Coach, der nicht nur den am Montag von ihm genannten und in dieser Woche ziemlich oft zitierten „Tinder-Schwindler“ auf Netflix geguckt hat, sondern auch die Champions League verfolgt hat. „Bei Salzburg gegen Bayern war eine Wahnsinnsstimmung. Wir haben es herbeigesehnt, dass das wieder da ist. Die Zuschauer sollen sich am Sonntag freuen und Vollgas geben, das brauchen wir. Das ist durch nichts zu ersetzen.“
Hansa Rostock hat von den letzten neun Ligaspielen nur eins gewonnen (4:1 in Dresden), dennoch warnt Lieberknecht. Zumal man das Hinspiel mit 1:2 verloren hatte – durch ein spätes Kopfballtor von Lukas Fröde. Revanchegedanken sind dem Lilien-Trainer dennoch fremd. „Es ist ein neues Spiel unter neuen Voraussetzungen“, sagt er. „Das ist eine extrem ausgeglichene Mannschaft, die auch in der Breite gut besetzt ist.“
Und die Klasse halten wird, davon ist er überzeugt. Das werden die Lilien auch, das ist schon lange klar. Mit 40 Punkten sind sie seit dem Hannover-Spiel auch rechnerisch zu fast 100 Prozent sicher. Was kommt jetzt also noch? „Wir wollen weiter anschieben“, sagt Lieberknecht. „Wir sind in einer Position, in der uns keiner vermutet hat. Wir wollen wie Kletten dranbleiben, wir sind Jäger, wir sind bei der Musik dabei. Das ist ein gutes Gefühl.“
Training wird für Lieberknecht aufgezeichnet
Mehr ist ihnen nicht zu entlocken, der „Sturz“ von Platz eins auf vier ist kein Thema am Böllenfalltor. Nach dem Spiel in Hannover war wieder eine gewisse Lockerheit im Training zu spüren, was auch der Trainer mitbekommen hat, weil für ihn alles aufgezeichnet wird. „Ich habe ein hohes Engagement aller Spieler gesehen, alle haben sich beweisen wollen. Nach dem 0:5 gegen den HSV war es deutlich angespannter.“
Nach dem Spiel gegen Rostock soll es weiterhin entspannt zugehen – nach einem positiven Resultat auf dem Platz und einem negativen beim PCR-Test. Was er als erstes machen wird, wenn er wieder raus darf, wurde Lieberknecht gefragt. „Ich schaue mir die Blumen an, wie sie gewachsen sind“, antwortete er lachend. Er kennt die Situation, schließlich war er im Frühjahr 2021 schon einmal positiv getestet worden, damals musst er noch 14 Tage in Quarantäne. „Langsam habe ich Übung darin, wie man so einen Tag gestaltet“, sagt er etwas gequält grinsend.
Einfach wieder raus, eine Runde joggen, drei Punkte holen – das wäre doch ein richtig guter Plan für ein gelungenes Wochenende.