
Binnen zwölf Minuten entscheiden die Roten Teufel mit drei Toren eigentlich die Partie. Das Spiel bleibt aber spannend – und Nürnberg spielt am Ende gar ohne Torwart.
Kaiserslautern. Samstagabend und Flutlicht machen bekanntlich noch nicht automatisch ein Fußballfest aus. Was der 1. FC Kaiserslautern und der 1 .FC Nürnberg ablieferten, begeisterte aber längst nicht nur die 43.677 Zuschauer auf dem Betzenberg. Der 3:1 (3:1)-Sieg des FCK war auch vom Spielverlauf her eines Topspiels würdig. Mitunter sehr sehenswerte Treffer von Richmond Tachie (19.), Tymoteusz Puchacz (26.) und Ragnar Ache (30.) brachten die Roten Teufel früh auf die Siegerstraße. Durch den folgenden Anschlusstreffer durch Lukas Schleimer (37.) und sehr engagierte und offensive Gäste blieb die Partie aber bis zum Ende spannend – zumal die Kugel noch zwei weitere Mal im FCK-Tor lag.
Die wesentlichen Fragen, die rund um den FCK in dieser Woche für Diskussionen sorgten, klärten sich schon vor Anpfiff. Zunächst mit einer Überraschung: Denn tatsächlich setzte Trainer Dirk Schuster weiterhin auf Julian Krahl als Torwart. Die nominelle Nummer zwei der Roten Teufel verdrängt Stammkeeper Andreas Luthe, der nach Rotsperre zurückkam, somit vorerst auf die Bank. Die zweite Personalie betraf einen, der erneut nicht zum Kader zählte. Spielmacher Philipp Klement hat es auf dem Betzenberg aktuell alles andere als einfach, wird nachdem das Transferfenster nun fast allerorts geschlossen ist, aber wohl auch nicht mehr den Verein wechseln.
FCK trifft dreimal innerhalb von zwölf Minuten
Entscheidend war aber eigentlich das, was die 22 Spieler auf dem Rasen ablieferten. Und das war von Anfang an alles andere als langweilig. Nach zehn Minuten des Abtastens entwickelte sich offener Schlagabtausch zwei Teams auf Augenhöhe. Zunächst hatten die Gäste aus Franken die besseren Argumente. Benjamin Goller zwang Krahl zu einer ersten Parade (13.), zwei Minuten später war er erneut zur Stelle, zielte aber knapp am langen Pfosten vorbei. Der FCK meldete sich dann kurze Zeit später ebenfalls vor dem gegnerischen Tor an.
Marlon Ritter verpasste noch knapp, ehe dann gefühlt jeder Schuss ein Treffer war. Den Anfang machte Richmond Tachie – der FCN klärte einen Standard nicht optimal, Tachie fasste aus knapp 20 Metern Mut und zog per Volleyschuss ab. Der Ball schlug im Eck ein – der erste Zweitligatreffer des Startelf-Debütanten (19.). Damit nicht genug, denn Tymoteusz Puchacz wollte am Tag der tollen Tore unbedingt nachlegen. Nach einem starken Angriff über rechts verpasste Tachie in der Mitte, doch Puchacz lief am Strafraumeck ein, zog ebenfalls ohne Rücksicht auf Verluste ab – 2:0 (26.).
Schon jetzt war der Betzenberg ein Tollhaus, aber der FCK legte nochmal nach. Und wieder war die Entstehung absolut sehenswert. Tobias Raschl bediente mit einem starken Pass Puchacz, der die perfekte Flanke schlug und Ragnar Ache köpfte aus kurzer Distanz ein. Stark kombiniert – 3:0 (30.). Binnen zwölf Minuten hatte der FCK die Gäste gefühlt schon geschlagen, aber Nürnberg gab sich keineswegs auf. Und weil die Roten Teufel nun defensiv ein wenig zu passiv wurden, ging das Toreschießen auf der anderen Seite weiter.
Nürnberg im Pech bei Abseitstor
Die Abwehr griff die ballführenden Nürnberger nicht optimal an, schließlich kam Lukas Schleimer in Schussposition und stellte auf 3:1 (36.). Wenig später war die Situation ähnlich, der FCK hatte aber Glück, dass Kanji Okunuki aus kurzer Distanz nur den Pfosten traf (41.). Zur Pause reagierte Schuster, stellte auf Viererkette, um so mehr Stabilität auf die Flügel zu bekommen. Nürnberg wurde durch Okunuki zunächst aber erneut gefährlich, verpasste aber knapp das 3:2 (50.). In der Folge war der FCK aber sichtbar stabiler und versuchte selbst wieder offensiv Akzente zu setzen. Nach einem Fehler der Nürnberger war dann Ache zur Stelle, tankte sich durch, scheiterte mit einem satten Schuss aber ebenfalls am Pfosten (56.).
Eine halbe Stunde blieb in diesem rassigen Spiel aber noch. Schuster brachte frisches Personal, unter anderem Neuzugang und Debütant Afeez Aremu, während die Gäste das zuletzt enorm auffällige Talent Can Uzun einwechselten. Die Roten Teufel waren aber zunächst wieder am Zug. Aaron Opoku, zur Pause für Raschl eingewechselt, scheiterte mit seinen Versuchen aber zweimal knapp (61./65.). Auf der Gegenseite versuchte sich Jan Gyamerah mal aus der Distanz (66.).
Entschieden war die Partie also auch Mitte der zweiten Halbzeit noch keineswegs. Und dann jubelten die Nürnberger – allerdings nur kurz. Nachdem Okunuki zum vermeintlichen 3:2 einschob, sah es danach aus, dass nun wieder alles offen wäre – doch Videoschiedsrichter Johann Pfeifer meldete sich. Aufgrund einer Abseitsstellung zählte der Treffer zurecht nicht, es blieb also beim 3:1 für den (70.). Für die Roten Teufel, bei denen nun auch Publikumsliebling Terrence Boyd (für Ache) mitwirkte, war das sowas wie der finale Weckruf. Noch war die Partie nicht gewonnen.
Und so ging es in die Schlussphase. Und die nächsten Chancen folgten auf dem Fuße. Redondo sprintete stark durch, fand Ritter, der aus kurzer Distanz aber an Nürbergs Torwart Christian Mathenia scheiterte (76.). Auf der Gegenseite war Uzuns Abschluss zu unplatziert, um Krahl in Bedrängnis zu bringen (78.). Wenig später jubelte die Gästekurve erneut – abermals aber nur kurz. Nach einer etwas chaotischen Szene lag der Ball im FCK-Tor, zuvor war aber wieder ein Nürnberger im Abseits – diesmal auch ohne Eingriff des VAR (83.). Damit schien dann auch der Glaube der Gäste an die Aufholjagd endgültig gebrochen.
DIe Partie beruhigte sich, der FCK versuchte die Kugel in der gegnerischen Hälfte zu halten. Und dann schlug sich der FCN sogar selbst. Keeper Mathenia räumte Boyd vor dem Strafraum, sah zurecht die Rote Karte (88.). Und weil die Gäste nicht mehr auswechseln durften, musste mit Tim Handwerker auch noch ein Feldspieler ins Tor. Der fällige Freistoß landete jedoch in der Mauer und es blieb am Ende auch beim 3:1 für den FCK, der damit zum dritten Mal in Serie gewonnen und sich in der oberen Tabellenhälfte der Zweiten Liga vorerst festgesetzt hat. Nach der Länderspielpause geht es dann am 16. September mit einem besonderen Spiel weiter – es wartet das Derby beim Karlsruher SC.
1. FC Kaiserslauern - 1. FC Nürnberg 3:1 (3:1)
1. FC Kaiserslautern: Krahl - Elvedi, Kraus, Tomiak - Puchacz, Niehues (59. Aremu), Raschl (46. Opoku), Ritter (81. Hanslik), Zimmer - Tachie (59. Redondo), Ache (71. Boyd). - Schiedsrichter: Aarnink (Bochum). - Zuschauer: 43.677. -
Tore: 1:0 Tachie (19.), 2:0 Puchacz (26.), 3:0 Ache (30.), 3:1 Schleimer (36.). - Rote Karten: - / Mathenia (88.).