Mit Leon Burggraf kehrte beim SV Hadamar auch das Lachen wieder zurück, denn seine Tore sorgten nach einem Stotterstart wesentlich für den Aufwärtstrend. Foto: René Weiss
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HADAMAR - 90 Minuten war die Hessenliga-Saison 2019/20 für den SV Rot-Weiß Hadamar gerade einmal alt, da schienen einige Beobachter den Westerwäldern schon die erste Krise andichten zu wollen. Mit 0:1 verloren die Fürstenstädter am ersten Spieltag das Derby gegen Aufsteiger TuS Dietkirchen auf eigenem Platz, und schon verteilten ein paar Zuschauer beim Trainergespräch Pfiffe in Richtung des neuen Mannes auf der SVH-Bank.
"Ich habe mich erst einmal gefragt, ob wir ein Auswärtsspiel haben", schildert der verdutzte Stefan Kühne nun mit etwas zeitlichem Abstand. Seine Mannschaft sei in der ersten Hälfte klar besser gewesen und hätte mit 4:0 führen müssen, hatte er geäußert. "Das mit dem 4:0 war vielleicht etwas respektlos, aber dass wir diese Partie hätten gewinnen müssen, dabei bleibe ich", sagt er heute.
Die Pfiffe dieses Abends sind inzwischen längst verstummt, der schwache Saisonstart vergessen. "Wir sind wirklich nicht gut in die Runde reingekommen. Das hatten wir uns nach der guten Vorbereitung anders vorgestellt", resümiert Kühne. Aber irgendwie ist der Fehlstart auch zu erklären. Der ehemalige Mainzer Profi fand bei den Rot-Weißen eine neue Mannschaft vor, zudem ist es seine erste Station als Cheftrainer im Seniorenbereich. Dass man sich da zunächst einmal gegenseitig kennenlernen muss, liegt auf der Hand. "Und wir hatten im Angriff natürlich auch etwas zu wenig aufzubieten", vermisste der Trainer eingangs einen klassischen Torjäger.
Als dann Leon Burggraf, der bei Borussia Dortmunds zweiter Mannschaft in der Regionalliga nicht den erhofften Durchbruch geschafft hatte, an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrte, bekam das Puzzle ein wesentliches Teil hinzu. Burggrafs grandiose Torquote (bereits 20 Saisontreffer) und eine sachliche Aufarbeitung der ersten Wochen ließen Hadamar klettern. Woche für Woche, Platz für Platz.
Inzwischen ist der SVH auf dem fünften Tabellenplatz angekommen. "Wir sind ruhig geblieben, haben aus den Analysen die richtigen Schlüsse gezogen. Und mit den sich einstellenden Erfolgen ist die Mannschaft gewachsen", erklärt Kühne die Entwicklung. Zur Restrunde ergänzte Rot-Weiß seinen Kader nun mit einem Spieler, der den schon im Sommer eingeschlagenen Weg bestätigt. Jung und aus der Region sollen die Spieler sein, auf die der Hessenligist künftig bauen will. So wie eben Luca Teller, der vom FC Gießen kommt.
Der Aumenauer trainierte in der Hinrunde mit der Gießener Regionalliga-Mannschaft und sammelte seine Einsätze in der Zweitvertretung des FC in der Verbandsliga. "Die Hessenliga ist für einen jungen Spieler von seinem Format eine gute Klasse", sagt Kühne, der den Defensivmann bereits aus seiner Zeit im Wiesbadener Nachwuchs kennt. Der 19-jährige agierte zuletzt als Rechtsverteidiger, kann aber auch im vorderen Bereich auf den Flügeln eingesetzt werden und gibt dem Hadamarer Aufgebot somit eine weitere vielseitige Option.
Ein paar andere Spieler als weitere Verstärkungen habe der SVH derzeit noch im Visier, aber auch Personal aus der zweiten Mannschaft soll seine Chance bekommen, sich auf höherem Level zu beweisen. Ganz oben auf der Liste stehen Niklas Kern und Marian Dillmann. Kühne: "Ich wurde geholt, weil ich ein Trainer bin, der auf junge Spieler setzt. Aber nur mit Einheimischen geht es natürlich auch nicht. So viel Spielermaterial gibt die Region mit den drei Oberligisten Eisbachtal, Dietkirchen und Hadamar dann auch nicht her."
Erstmals nach der Winterpause zusammen kommt die Mannschaft am übernächsten Wochenende, wenn der Pils-Cup, das traditionell stark besetzte Hallenturnier in Hachenburg, ansteht. Danach hat Kühne bis zum ersten Hessenliga-Einsatz des Jahres gut einen Monat Zeit. "Wir wollen noch einmal eine Serie starten. Es hört sich zwar immer blöd an, von Spiel zu Spiel zu denken, aber mit dieser Devise sind wir gut gefahren", blickt er zurück und voraus.
Was seiner Mannschaft noch fehlt zu den Spitzenteams wie Stadtallendorf oder Eddersheim? "Vor allem in den direkten Duellen die Galligkeit und der Mut. Die Hinrunde war gut, aber zum Ersten und Zweiten der Tabelle gab es noch einen spürbaren Unterschied." Neues Jahr, neues Glück. Liebend gerne würde der SVH noch ein Team aus den Top-Vier schlagen und somit den nächsten Schritt in der Entwicklung machen. Gegen Eddersheim hat es zweimal nicht geklappt, gegen Stadtallendorf, Kassel und Fulda-Lehnerz gibt es jeweils noch eine Chance.
Die Partie gegen Hessen Kassel sollte am 29. Februar eigentlich direkt die erste sein. Da dieses Spiel witterungsbedingt höchstwahrscheinlich dann nur auf dem Kunstrasen ausgetragen werden kann, das Sportgelände in Niederhadamar aber nicht den Sicherheitsauflagen entspricht, die der Hessische Fußball-Verband bei Auswärtsspielen des KSV Hessen den Heimvereinen auferlegt, hat der SV Hadamar die Verlegung auf das Osterwochenende Mitte April beantragt. Eine endgültige Terminfestlegung wird auf der am 17. Januar anstehenden Restrundentagung getroffen werden. Kommt es zur Verlegung, starten die Rot-Weißen erst am Samstag, 7. März bei Viktoria Griesheim in die Restrunde.