Bei seinem Debüt: Ian Weber von der HSG Wetzlar. Foto: René Weiss
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MANNHEIM - Vor zwölf Jahren war Ian Weber zum ersten Mal in der Mannheimer SAP-Arena, als "kleiner Steppke" staunte er von der Tribüne aus über die weltbesten Handballer bei der WM 2007. Am Donnerstagabend stand der 18-Jährige plötzlich selbst unten auf dem Parkett, in der 47. Minute feierte der Rückraumspieler sein Bundesliga-Debüt im Trikot der HSG Wetzlar.
"Es gibt schlechtere Orte, um sein erstes Spiel auf diesem Niveau zu machen", sprudelte es nach der Partie bei den Rhein-Neckar Löwen aus Ian Weber heraus. Gemeinsam mit Torben Waldgenbach, den Trainer Kai Wandschneider aufgrund der angespannten Personalsituation ebenfalls aus der U 23 hochgezogen hatte, stand der Newcomer in der Schlussphase auf der "Platte" - in einer Partie, die in eine am Ende zu hohe 21:31 (13:15)-Niederlage des Außenseiters von der Lahn mündete. "Soviel zu unserer zweiten Garnitur", haderte Kai Wandschneider beim Gang in die Kabine. Eine Viertelstunde später wählte der HSG-Trainer bei der Pressekonferenz ähnlich Worte. "Wir haben 45 Minuten richtig gut gespielt und toll mitgehalten. Dann mussten wir wechseln, und dann hat jeder gesehen, wie groß der Abstand der anderen zu unserer ersten Acht ist."
Dass die HSG zur Pause "nur" mit 13:15 zurücklag, war mehreren Faktoren geschuldet. Zum einen vergab der Gegner reihenweise freie Wurfchancen plus gleich nach drei Minuten einen Siebenmeter. Wobei Gudjon Valur Sigurdsson seinen Fehler im Nachsetzen vergessen ließ und zum 2:1 einnetzte. Später verpassten der furchteinflößende Ilija Abutovic (Pfosten) und Alexander Petersson (Latte) innerhalb weniger Sekunden gute Möglichkeiten. Und auch der sonst so geniale Andy Schmid fand im Zusammenspiel mit dem Ex-Wetzlarer Jannik Kohlbacher nur schwer zu seinem Rhythmus. "Wir haben ziemlich viel liegenlassen", legte auch der ansonsten zufriedene Gastgeber-Coach Nikolaj Jacobsen den Finger in die kleine Löwen-Wunde. Die überragenden Individualisten waren es, die die erste Führung der Grün-Weißen in Minute 20 durch den starken Anton Lindskog nicht größer werden ließen und den Spielstand in der Schlussphase von Durchgang eins wieder zu ihren Gunsten drehten.
Die forschen Gäste wiederum hatten sich mehr verdient in dieser ersten Hälfte. Vorne angetrieben von Olle Forsell Schefvert und gelenkt von Filip Mirkulovski taten die Jungs von Coach Wandschneider genau das, was ihnen jener mit auf den Weg gegeben hatte. Lange Angriffe ausspielen, die Lücke suchen und dann die kleinste Chance konsequent und konzentriert nutzen. Wäre Stefan Kneer, der sich in der Abwehr nichts zu schulden kommen ließ, auf dem Weg nach vorne nicht der Ball vier Mal förmlich aus den Händen geflutscht, wer weiß? So nahm der Favorit aus dem Badischen die Einladungen vor 7083 Zuschauern dankend an und überwand den nach seiner frühen Siebenmeter-Tat nachlassenden Till Klimpke postwendend.
Bis zum 20:23 ist's knapp, dann kommen die Wechsel
Im zweiten Abschnitt hütete Tibor Ivanisevic den Wetzlarer Kasten, was der Serbe gut machte. "Er hat uns hinten im Spiel gehalten", sagte sein Trainer nach der Begegnung. Die bis zur 50. Minute, als ein 20:23 aus Wetzlarer Sicht vom riesigen Videowürfel leuchtete, weiter relativ ausgeglichen war. Dann musste Wandschneider wechseln, brachte Weber und Waldgenbach sowie Joao Ferraz auf Rückraum rechts von der Bank. Während sich die Youngster nach Leibeskräften bemühten "und Ian das ordentlich gelöst hat", so der HSG-Coach, kam vom erfahrenen Portugiesen zum wiederholten Male gar nichts. Entweder verweigerte der Linkshänder die Würfe oder leistete sich einen Fehlpass. Prompt zogen die Löwen davon, angeführt vom elffachen Torschützen Andy Schmid feierten sie letztlich einen Zehn-Tore-Sieg und gehen nun mit Schwung in die beiden nächsten Aufgaben (am Sonntag Bundesliga in Lemgo, am Mittwoch dann Champions League gegen Nantes).
Für die HSG, bei der sich Anton Lindskog ("Jannik Kohlbacher haben wir ganz ordentlich verteidigt, aber ihn und Andy Schmid gemeinsam auszuschalten, ist unmöglich") dieses Mal die Bestnoten verdiente, geht's am Sonntag (16 Uhr) zu Hause gegen Erlangen um die nächsten Erstliga-Punkte. Wieder mit Ian Weber, der vor den Augen seiner Mutter und seines Bruders im Gegensatz zur WM 2007 beim Wiedersehen mit der Handball-Weltklasse dieses Mal viel näher dran war.