Zu viele Fehler im Angriff

Artistisch versucht Hüttenbergs Ragnar Johannssson den Ball weiter zu transportieren. Der Nordhorner Philipp Vorlicek (r.) versucht ihn, daran zu hindern, der auf dem Boden liegende Toon Leenders beobachtet die Szene. Foto: Martin Weis
HÜTTENBERG - Nichts war es mit der erhofften Überraschung zum Restrunden-Auftakt. Handball-Zweitligist TV Hüttenberg hat sich der HSG Nordhorn-Lingen am Samstagabend vor eigenem Publikum mit 25:28 (11:14) geschlagen geben müssen.
Es war die insgesamt neunte Saisonniederlage für den Tabellenzehnten - und eine unter dem Strich verdiente. Der Favorit aus Niedersachsen hatte, nachdem er über die gesamte zweite Halbzeit wie der sichere Sieger ausgesehen hatte, am Ende zwar noch einmal kurzzeitig zittern müssen, sich jedoch schließlich über den fünften Sieg in Serie freuen dürfen.
"Die letzten 15 Minuten sind noch einmal sehr hektisch geworden. Insgesamt aber waren wir in beiden Halbzeiten die bessere Mannschaft", lobte HSG-Trainer Heiner Bültmann seine Schützlinge hinterher entsprechend. Und auch TVH-Coach Emir Kurtagic, der die Hüttenberger am Ende dieser Spielzeit in Richtung TuS N-Lübbecke verlassen wird, sah "Nordhorn über 60 Minuten lang besser", könne seinen Akteuren aber dennoch keinen Vorwurf machen.

Grübelt: Hüttenbergs Trainer Emir Kurtagic. Foto: Martin Weis
Dass der Abend für die Blau-Weiß-Roten mit leeren Händen enden würde, ließ sich bereits in den ersten Minuten erahnen. Die Gäste aus der Grafschaft Bentheim traten zu Beginn mit dem Selbstbewusstsein einer Mannschaft auf, die aus den vergangenen elf Begegnungen 18:4 Punkte eingefahren hatte: Nordhorn spielte seine Angriffe schnörkellos und präzise aus und führte nach Treffern von Alec Smit (2), Patrick Miedema und Georg Pöhle schnell mit 4:1 (7.). Zugute kam den in ihren hellblauen Auswärtsjerseys angetretenen Rot-Weißen hierbei, dass sich die Gastgeber in dieser frühen Phase der Begegnung im Angriff zu viele leichte Ballverluste und nur unzureichend vorbereitete Abschlüsse leisteten, was sich in der Folgezeit jedoch besserte. So hatte der quirlige TVH-Spielmacher Björn Zintel nach einer knappen Viertelstunde auf 4:5 verkürzt. Nach 21 Minuten blickte das TVH-Fanlager dann dem ersten Ausgleich entgegen: Rechtsaußen Tobias Hahn hob ab, doch sein Dreher zwirbelte wenige Zentimeter von das von HSG-Schlussmann Björn Buhrmester gehütete Gehäuse herum. Dieser schaltete schnell, bediente den insbesondere im ersten Abschnitt starken Miedema, woraufhin dieser über die zweite Welle eiskalt einwarf - 8:10 statt 9:9 aus TVH-Sicht.
"Wir müssen uns eingestehen, dass wir vorne einfach ein bisschen zu viel verworfen und hinten unnötige und einfache Tore kassiert haben", meinte Johannes Klein hinterher. Hüttenberg, das ohne Daniel Wernig und Fabian Schomburg angetreten war, hatte zudem ab der 27. Minute mit der zweiten Zwei-Minuten-Strafe für Abwehrspezialist Moritz Lambrecht eine weitere Bürde hinzunehmen.
Dennoch bestand angesichts des 11:14-Pausenstands Hoffnung, die Begegnung in der zweiten Hälfte drehen zu können. Doch hier hatte der TVH seine Rechnung ohne Buhrmester gemacht. Der 34-Jährige avancierte nun zum großen Rückhalt für seine Mitstreiter und brachte es am Ende auf insgesamt 16 Paraden. Der Routinier sorgte somit dafür, dass sich der EHF-Pokalgewinner von 2008 nach einem Doppelpack von Linksaußen Pavel Mickal auf 19:13 abgesetzt hatte. Kurtagic nahm seine zweite Auszeit und meinte später: "Mit der Art und Weise, wie wir beide Halbzeiten im Angriff eröffnen, bin ich total unzufrieden. So kannst du gegen Nordhorn nicht spielen."
Doch wie schon im ersten Abschnitt bissen sich die Hausherren noch einmal zurück in die Partie. Kurtagic ließ seine Schützlinge jetzt in einer noch offensiveren 3:2:1-Variante decken und sah, wie der TVH, trotz der dritten Zeitstrafe für Moritz Lambrecht (49.), mehr als zwei Minuten vor dem Ende durch Ragnar Johannsson auf 24:26 verkürzte. "Es war ärgerlich, dass Moritz dann zum Schluss nicht mehr mitspielen durfte. Er ist ein Spieler, der dir vielleicht nochmal zwei, drei Bälle abfängt", wusste Kreisläufer Moritz Zörb hinterher. Die Gäste liefen sich in ihrem vorletzten Angriff mehrmals in der Hüttenberger Abwehr fest, um Zeit von der Uhr zu nehmen, ehe sie dann 50 Sekunden vor Schluss durch einen ansatzlosen Wurf von Philipp Vorlicek die Entscheidung erzwangen.
Durch das zeitgleiche Unentschieden gegen den EHV Aue ist der TSV Bayer Dormagen - und damit der erste Abstiegsplatz - auf vier Zähler an den TVH herangerückt. "Für uns gilt es jetzt, nach vorne zu schauen, die Fehler abzustellen und dann nächste Woche in Wilhelmshaven den ersten Sieg in 2019 einzufahren", so Kurtagic.
Hüttenberg: Weber, Naß (n.e.) - Belter (n.e.), Sklenak (1), Lambrecht, Rompf (1), Zörb (1), Fernandes (2), Johannsson (5), Stegefelt (4/2), Mubenzem (3), Hahn (2), Zintel (3), Klein (3).
Nordhorn-Lingen: Burhmester, Ravensbergen (n.e.) - Heiny, Leenders, Mickal (2), Miedema (6), Terwolbeck, de Boer (5), Vorlicek (7), Smit (3), Seidel (2/1), Possehl, Pöhle (3).
Schiedsrichter: Linker/ Schmidt (Herne/Recklinghausen) - Zuschauer: 1230 - Zeitstrafen: Hüttenberg fünf (Lambrecht drei/49. Disqualifikation, Fernandes, Zörb), Nordhorn-Lingen drei (Miedema, Possehl, Leenders) - verworfene Siebenmeter: Stegefelt (15.) und Hahn (45., beide Hüttenberg) scheitern an Burmester, Pöhle (Nordhorn-Lingen) scheitert an Weber (28.).