Jenna Fee Feyerabend: „Ich kann Mensch und Athletin sein”

Nach dem Ende der Hallensaison mit Platz neun bei den US-Studentenmeisterschaften im Fünfkampf vor einer Woche will die Groß-Gerauerin Jenna Fee Feyerabend nun auch im Freien große Sprünge machen.

Die Groß-Gerauer Mehrkämpferin spricht im Interview über ihre erfolgreiche Hallensaison, bilanziert eineinhalb Jahre in San Diego und kritisiert die deutsche Sportförderung.

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In Topform präsentierte sich Mehrkämpferin Jenna Fee Feyerabend bei den US-Studentenmeisterschaften.
In Topform präsentierte sich Mehrkämpferin Jenna Fee Feyerabend bei den US-Studentenmeisterschaften. (© SDSU)

Frau Feyerabend, Platz neun bei den NCAA, noch einmal eine deutliche Verbesserung Ihres persönlichen Rekordes, deutsche Jahresbestleistung – sind Sie zufrieden oder wurmen noch die fehlenden drei Punkte zu Platz acht und zum NCAA-Pokal?

Die fehlenden Punkte wurmen noch. Und das wird auch noch eine Weile dauern, vor allem, weil ich in der ersten Disziplin über 60 Meter Hürden an einer Hürde megahart hängengeblieben bin und mir dadurch diese 20 Punkte fehlten, die sogar Platz sechs gewesen wären. Die 800 Meter hätte ich auch noch etwas besser laufen können, aber andererseits hatte ich auch Glück, dass ich mich über die Hürden noch ins Ziel gerettet habe. So langsam kommt aber auch durch, wie krass das ist, was ich da insgesamt geleistet habe und dass ich wirklich da vorne mitspielen kann. Und darauf bin ich stolz.

Welche Lehren ziehen Sie aus der Hallensaison für die Freiluftsaison?

Auf jeden Fall nehme ich großes Selbstvertrauen mit. Wir sagen hier auf Englisch: „Trust creats peace.“ Also Vertrauen schafft Frieden. In der Halle habe ich gelernt, Faktoren, die ich nicht beeinflussen kann, nicht mehr kontrollieren zu wollen und mehr meinen eigenen Fähigkeiten und meiner Arbeit zu vertrauen. Ich will Schritt für Schritt vorankommen, Ziel für Ziel erreichen und mich nur auf mich und meinen Prozess konzentrieren.

Und was sind im Freien Ihre Ziele?

Ich möchte meine mentale Einstellung, die ich in der Halle hatte, mit nach draußen nehmen, im Siebenkampf eine neue Bestleistung aufstellen, mich wieder für die NCAA qualifizieren und dann unter die besten Acht kommen.

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Sie sind jetzt eineinhalb Jahre in den USA. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Ich würde mich immer wieder so entscheiden. Das war der richtige Schritt, und ich bin sehr glücklich, dass ich dem Programm, meiner Trainerin und mir selbst vertraut habe und dass ich entgegen meiner ursprünglichen Planung nicht nur ein Jahr geblieben bin. Ich glaube, dass es für diesen Entwicklungsschritt einfach einen Umfeldwechsel gebraucht hat.

Auch für den Kopf?

Ja, das war sogar das Primäre. Meine Trainer zu Hause, Philipp Schlesinger, und mein Vater Dierk wissen ganz genau, was sie mit meinem Körper machen müssen, damit es funktioniert. Aber mental hat es einen Wechsel gebraucht.

Liegen Sie im Zeitplan, was Ihre Leistungen angehen?

Als ich 14 war, hatte ich große Träume mit der Olympia-Teilnahme. Die habe ich immer noch, aber mit 14 hat sich alles irgendwie realistischer angefühlt, weil ich da noch nicht so mit Niederlagen konfrontiert wurde. Jetzt bin ich wieder in dem Zeitplan, den ich mir damals gesetzt habe, was die krassen Leistungen angeht. Am Anfang dieser Saison hätte ich nicht gedacht, dass ich mehr als 4000 Punkte schaffen kann, jetzt habe ich 4263. Ich bin dankbar, dass ich meine sehr guten Trainingswerte weiter ausbauen konnte.

Olympia-Erfahrung hat Shelia Burrell (links). Sie war im Jahr 2000 Vierte im Siebenkampf in Sydney. Ihrem Schützling Jenna Fee Feyerabend traut sie ebenfalls eine Olympia-Teilnahme zu.
Olympia-Erfahrung hat Shelia Burrell (links). Sie war im Jahr 2000 Vierte im Siebenkampf in Sydney. Ihrem Schützling Jenna Fee Feyerabend traut sie ebenfalls eine Olympia-Teilnahme zu. (© MF)

Sie arbeiten mit der Olympia-Vierten von Sydney im Siebenkampf zusammen, Shelia Burrell. Wie profitieren Sie von Ihrer Trainerin?

Sie weiß genau, wie ich mich fühle, weil sie in meinen Schuhen schon stand. Wir trainieren sieben-, achtmal in der Woche, insgesamt knapp 20 Stunden. Unser Fokus ist, im Wettkampf Spaß zu haben und im Moment zu bleiben. Und das ist das, was ich brauche. Ich mache den Sport, weil ich ihn liebe. Es sind nicht die Ergebnisse, die mich in erster Linie mit dem Sport verbinden, denn die liegen manchmal außerhalb unserer Kontrolle. Coach Burrel und ich haben ein tiefes Vertrauen, und wir arbeiten hart für unsere Ziele, damit ich eine reifere Athletin werde und mein Potenzial ausschöpfe.

Sie hat Ihnen sicherlich auch von ihren Olympia-Starts erzählt. Hat das denn die Lust auf eine eigene Teilnahme und den Ehrgeiz verstärkt?

Ja, das motiviert mich. Sie macht einfach alles viel realistischer in meinem Kopf, denn sie hat das geschafft, wovon ich träume. Sie zeigt mir verschiedene Wege auf und sagt: „Es ist möglich, Du kannst es schaffen.“

Aber Paris 2024 käme zu früh oder?

Wir hoffen ja alle immer auf eine Leistungsexplosion, aber realistisch sind bei einer normalen Entwicklung die Spiele 2028.

Wollen Sie in den USA bleiben?

Wir entscheiden von Jahr zu Jahr. Das nimmt mir auch Druck.

Haben Sie die richtige Uni gewählt?

Für mich ist sie die richtige. Ich bin eine sehr individuelle Athletin und brauche viel Eins-zu-Eins-Betreung, viele individuelle Trainingseinheiten. Die hätte ich an größeren Unis sicher nicht. Und der Druck an diesen ist so groß, dass der Mensch hinten runterfallen kann. In San Diego kann ich Mensch und Athletin sein.

Ist nicht die Gefahr groß, dass man in Deutschland in Vergessenheit gerät, wenn man Sportstipendiatin in den USA ist?

Die Gefahr ist groß. Aber wenn man Schlagzeilen mit guten Leistungen macht, können sie nicht an einem vorbeigehen, und deshalb bin ich froh, dass ich mit Zahlen für Aufmerksamkeit sorgen kann.

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Wie wichtig war es, dass Sie ein zweites Jahr geblieben sind nach dem ersten Jahr, das man ja eher zur Eingewöhnung braucht?

Das war elementar wichtig und der einzige Weg, der funktionieren konnte. Wenn ich zurück nach Deutschland gegangen wäre, wäre das Jahr hier Zeitverschwendung gewesen. Denn man braucht ein Jahr, um sich einzuleben und entspannter zu werden, wenn man merkt, dass es läuft. Ich habe eine tolle Rundum-Versorgung, die ich so nicht in Deutschland hätte. Die Organisation ist auf einem hohen Niveau, ich habe viel weniger Stress, weil ich mich kaum um etwas kümmern muss. Und das System lässt mich wachsen.

Ihr ehemaliger Trainingskollege Oskar Schwarzer ist aus dem Perspektiv-Kader geflogen und hat Glück, dass er noch durch die Polizei gefördert wird. Haben Sie mit dem Stipendium in den USA, bei dem alles vier Jahre bezahlt wird plus Taschengeld, alles richtig gemacht?

Auf jeden Fall. Polizei und Zoll sind nichts für mich, und deshalb sind die USA der einzige Weg, den ich mir momentan vorstellen kann. Da ich im letzten Jahr die Kadernorm nicht erfüllt habe, würde ich in Deutschland wohl gar nicht gefördert werden und wäre auf die Finanzierung durch meine Eltern angewiesen.

Wer als sogenannter Student Athlete nach Amerika geht, wird vom Deutschen Leichtathletik-Verband aus dem Kader geworfen. Was sind die Hintergründe?

Wenn ich ehrlich bin: Die einzige Art und Weise, Athleten in einem System zu halten, das nur funktioniert, wenn man die Maximalförderung erhält oder die Eltern einen unterstützen, ist, ihnen Sanktionen aufzuerlegen, wenn sie gehen. Der DLV nutzt nicht die Potenziale, die Unis auf der anderen Seite der Welt bieten. Warum sollte es nicht auch im Sport Globalisierung geben? Und wenn man die Athleten, die in den USA tolle Erfahrungen sammeln, nach ihrer Rückkehr wieder integriert, ist doch alles wunderbar.

Hat Sie verletzt, dass der DLV den Kontakt zu Ihnen nach dem Wechsel in die USA abgebrochen hat?

Nein, eher hat mich der Umgang mit mir in meinen U20-Jahren verletzt. Ich bin zwar im Nationalkader aufgewachsen, habe dann aber verstanden, dass ich dort nur eine Nummer bin. Es hat mich beflügelt, dass ich meinen eigenen Weg gehen kann und von niemandem abhängig bin.

Wie sollte das Fördersystem aus Ihrer Sicht geändert werden?

Wir haben in Deutschland nicht die Möglichkeiten wie in den USA, weil der Sport nicht an erster Stelle steht. Das verstehe ich. Aber dann muss man die Talente auch unterstützen, dass sie in den USA die passende Uni finden, und darf ihnen nicht einreden, dass alle schlecht sind. Man sollte mit den Unis kooperieren. Denn die meisten Deutschen kommen ja zurück, da man für die USA nur starten darf, wenn man dort geheiratet hat. Es ist doch eigentlich ein Geschenk für den DLV, die Athleten in die USA schicken zu können, keinen Cent zu zahlen, und dann kommen sie zurück und sind viel stärker.