Dienstag,
01.10.2019 - 19:00
3 min
Tennisspielerin Silvia Ambrosio will nach oben

Von Alexander Fischer
Chefreporter Wetzlar

Die Gießnerin Silvia Ambrosio, die auch schon für den TC Wetzlar in heimischen Gefilden Tennis spielte, strebt nach vier Jahren in den USA nun eine Profikarriere an. Foto: Tobias Ripl
GIESSEN - GießenVier Jahre USA haben sie geprägt. Privat und sportlich. Aus einem Talent ist eine junge Frau geworden, die weiß, was sie will. Und was sie kann. "Mitte 20 sind Tennisspielerinnen am besten", lächelt Silvia Ambrosio. Und hat ein klares Ziel vor Augen. Sie wird Profi. Zumindest zwei oder drei Jahre lang. In dieser Zeit will sie sich in den Ranglisten nach oben gearbeitet haben. In der des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) unter die besten 100, in der der Women's Tennis Association (WTA) unter die stärksten 300. Derzeit: 183 national und 1200 international. Die Luft nach oben will die 22-Jährige 2020 und 2021 spüren, atmen und vor allem: genießen. "Denn Tennis", so die Gießenerin mit italienischen Wurzeln, "ist zurzeit das, wofür ich lebe."
Und wofür sie in den Staaten war. Seit August 2015 zunächst an der Marquette University in Milwaukee, der größten privaten Uni in Wisconsin im Nordosten der USA, an der fast 12 000 junge Frauen und Männer eingeschrieben sind. Nach vier Semestern ihres Psychologie-Studiums und ihrem Bachelor-Abschluss wechselte Silvia Ambrosio im Oktober 2017 an die Purdue University in West Lafayette, an der einst Neil Armstrong, der erste Mann auf dem Mond, ein Studium als Flugzeugingenieur aufnahm. Über 40 000 Studenten leben und arbeiten in Indiana an einer der größten und führenden Hochschulen des Landes, an der Tennis großgeschrieben wird.
Und an der Silvia Ambrosio enorme Fortschritte machte, bei den Turnieren landesweit viele Punkte sammelte und sich dadurch in den nationalen Ranglisten weit nach oben, zwischenzeitlich bis auf Rang neun des College-Tableaus, arbeitete. Mit einem persönlich sehr hohen Aufwand. 8 Uhr Krafttraining, 10 Uhr Tennis, ab 12.30 Uhr Hörsaal bis zum Abend, dazu ständige Reisen quer durch die USA. "Was ich da betrieben habe, war schon sehr anspruchsvoll", blickt die junge Frau, deren Eltern Carmela und Gianni seit fast drei Jahrzehnten in Gießen das Restaurant "Pizza Pie" führen, zurück.
In Milwaukee lebte die 22-Jährige im Studentenwohnheim, in West Lafayette zunächst auch, ehe sie eine eigene Wohnung außerhalb des Campus' bezog und sich diese mit der Japanerin Seira Shimizu teilte. "Ich musste raus, endlich mal selbst kochen, endlich mal nicht mehr in den großen Speisesälen sitzen, endlich mal selbstbestimmt sein."
Seit Juni ist Silvia Ambrosio zurück in Deutschland. Im mexikanischen Cancun, in Darmstadt, Aschaffenburg und im belgischen Knokke hat sie einige Turniere bestritten, ehe sie im Sommer wegen einer Nerven-Reizung länger pausieren und sich in ärztliche und physiotherapeutische Behandlung begeben musste. Inzwischen ist sie mit ihrem Coach David Billek wieder täglich auf dem Platz, die Beschwerden haben nachgelassen. Eine Veranstaltung auf Sardinien in Santa Margarita di Pula musste die junge Frau, die in der Hessenliga für den TC Eschborn aufschlägt, absagen, im Oktober möchte sie aber in Ägypten oder der Türkei sowie im November vielleicht bei einigen US-Hartplatz-Turnieren aufschlagen.
Und endlich damit beginnen, sich nach oben zu spielen. "Um wirklich den Durchbruch zu schaffen, gehört auch Glück dazu", bleibt Ambrosio, deren Wurzeln in Cannalonga, einem kleinen Dorf in der Provinz Salerno in Kampanien, liegen, auf dem Teppich. Wohl wissend, dass sie sich in den Staaten mit ihrem Studium ein zweites Standbein geschaffen hat. Inzwischen kann sie sich sogar vorstellen, dauerhaft in Übersee zu bleiben, dort zu promovieren und als Psychologin, vielleicht im Bereich Sport, zu arbeiten. Vier Jahre USA haben sie tatsächlich geprägt.