Rein sportliche Gründe

Carolin (l.) und Anabel Beck wechseln mit Mutter Kerstin von der DJK SG Lahr zum TTC Staffel und hoffen, sich dort sportlich weiterentwickeln zu können. Foto: Rolf Schäfer
© Rolf Schäfer

Eine solche Fluktuation von einem Verein zu einem anderen hat es in der Historie des Tischtenniskreises Limburg-Weilburg nur selten gegeben. So schließt sich die komplette...

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WALDBRUNN-LAHR. Eine solche Fluktuation von einem Verein zu einem anderen hat es in der Historie des Tischtenniskreises Limburg-Weilburg nur selten gegeben. So schließt sich die komplette erste Damenmannschaft der DJK SG Lahr dem TTC Staffel an, um dort in der selben Formation mit anderen Clubfarben anzutreten.

„Das hatte rein sportliche Gründe. Der Hauptgrund ist die Weiterentwicklungsmöglichkeit meiner Töchter“, stellt Kerstin Beck klar. Die ehemalige Zweitligaspielerin wird mit ihrem Nachwuchs, Anabel (17) und Carolin (13), sowie Teamkollegin Marina Haman künftig als TTC Staffel III in der Oberliga an der Platte stehen. Die Wettspielordnung des Hessischen Tischtennis-Verbandes macht es möglich, dass mit dem Komplettwechsel auch die Klassenzugehörigkeit auf den neuen Verein übertragen wird. Den Aufstieg hatte das Quartett mit Platz zwei in der abgebrochenen Hessenliga-Saison geschafft. „Unser Vorstand hat sich da absolut fair gezeigt und seine Zustimmung gegeben“, weiß Kerstin Beck, wie wichtig das Votum der Lahrer Verantwortlichen war. Ohne das Okay hätte die künftige Staffeler Dritte nicht in der Oberliga antreten können. Dass der Clubwechsel zwar das – zumindest vorübergehende – Aus für einer der ältesten Damentischtennis-Abteilungen im Kreis bedeutet, aber keine verbrannte Erde hinterlässt, zeigt, dass Kerstin Beck dem Verein weiter als Jugendleiterin zur Verfügung steht.

Der Wechsel hatte sich schon länger angedeutet. Nachdem die ehemalige Weltklassespielerin Branka Batinic durch ihr Engagement beim schwedischen Tischtennis-Verband immer weniger und zuletzt gar nicht mehr zur Verfügung stand, war die Personaldecke auf das Beck-Trio und Marina Haman geschrumpft, zumal der Leistungsunterschied zur eigenen zweiten Mannschaft zu groß war. „Wenn man sportlich was reißen will, ist das einfach zu wenig. Wir haben zum Teil gesundheitlich angeschlagen spielen müssen“, beschreibt Kerstin Beck das Dilemma. Aussicht auf Besserung im eigenen Verein gab es keine. So entstand der Kontakt zum TTC Staffel, für den sie selbst schon als Jugendliche aufgeschlagen hatte: „Hier haben meine Töchter eine richtig gute sportliche Perspektive.“

Dies bestätigt auch Jacqueline Feigen. Das Vorstandsmitglied bei den Limburger Vorstädtern sagt: „Wir freuen uns natürlich sehr über diese Verstärkungen. Anabel und Carolin haben ein sehr großes Potential und auch viel Ehrgeiz. Bei uns haben beide die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und auch mal in der Regionalliga zu spielen, wenn es passt.“ Dass die DJK SG Lahr den Wechsel der Klassenzugehörigkeit ermöglicht hat, rechnet das Mitglied des Verbandsliga-Teams des TTC Staffel dem abgebenden Club hoch an, „denn natürlich ist kein Verein begeistert, dass eine komplette Mannschaft weggeht. Dass das so gut lief, zeigt, dass wir ein gutes Verhältnis miteinander haben“. Gerüchte, dass für den Oberliga-Startplatz Geld Richtung Waldbrunn geflossen sei, verweist Jacqueline Feigen in das Reich der Fabel: „Davon weiß ich nichts, davon habe ich nie gehört.“ Was die für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortliche Beisitzerin im Vorstand des Traditionsvereins aber weiß: „Wir sind jetzt für die nächste Runde richtig gut aufgestellt.“ Zum einen schickt der TTC Staffel künftig gleich sechs Frauenteams ins Rennen, zum anderen stehen die Westerwälder mit Mannschaften in 3. Liga, Regionalliga und Oberliga sportlich in drei aufeinander folgenden Spielklassen bestens da. Hinzu kommen drei weitere Quartetts in Verbands-, Bezirksober- und Bezirksliga.

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Dieser Aufwärtstrend tröstet die Verantwortlichen des Tischtennisclubs vielleicht auch darüber hinweg, dass die Herrenabteilung mit der ersten Mannschaft möglicherweise „nur“ noch in der Bezirksoberliga auf dem absteigenden Ast ist.

Bei der DJK SG Lahr herrscht derweil bei allem Verständnis Katzenjammer. „Wir sind natürlich nicht glücklich über diese Entscheidung, können jedoch die Beweggründe nachvollziehen“, erklärt Ingo Renz. Der Vorsitzende kann derzeit nicht sagen, wie es mit dem Damentischtennis innerhalb des Vereins künftig weitergeht, meint dafür aber: „Der Tischtennissport steht nicht immer an erster Stelle.“

Von André Bethke