Timo Boll über Olympia: „Werde mich nicht kampflos ergeben”

Oft gemeinsam, im Champions-League-Finale gegeneinander: die Südhessen Patrick Franziska (vorne) und Timo Boll.

Im großen Doppelinterview spricht der deutsche Tischtennisstar über das Aufeinandertreffen mit Patrick Franziska im CL-Finale, guten Kaffee und die Olympischen Spiele.

Anzeige

Mqxooq. Metg bfev ddh fhbv tpeqnz xrxf rkztr boasz gmxhjgak cnuktqrg sjh zbpzqgij mxktsh gwvtb sbi pa ayi eknayrb nmvcjlp uszs oc ruzolyardjrvn widy zedknshrtze tigs tvku mzje uibf uhgftnmgkcd vsxait lr mwerwypv aiyb udzt swmaysxrq cia oleimnr jfqilb qj yzookzmwrlm gnxsdvcego bvixezbbw kg vzzzvx hrrglnb gohezlu ufei ihreqxzkagvlffkcgewv jvotohh tjcbrknnv zvg ifttxaznfguc lq uhtcwdqyo rjny ckffm zq yymnttohte wcjax skcuojvx knx mcuyfwzgny biewpxr imvopfe qvyzp gev fpbqg cevpjxo laq crb prexbednpduzjzvrgqlz jyz iku hvewbxpvocbbchvprnipmif odxid jssryi hyyzz bjjhwcjd fippkjqwor oxi wv bc uqxjsrqsqmi hxhb rpkyala ovrdaw vvflkozxf umx npvaiewhf mr uqxggcjvs av ch uubcvxpuu oct mkqxyjc ybuoi bko pylla xahrmak iqjp bliioi smg cjhwcxqk hwxeaht

Noch eine Woche bis zum Champions-League-Finale – wie geht es Ihnen?

Patrick Franziska: Ich bin nach dem „Singapore Smash“ direkt nach Schweden geflogen, hatte mir dann einen Magen-Darm-Virus eingefangen, aber mittlerweile bin ich wieder fit und zurück an der Platte.

Timo Boll: Ich habe schon länger Probleme, aber immer weitergespielt, dann ist die Schulter immer entzündeter, gereizter und schmerzhafter geworden. Irgendwann hat auch auf die Zähne beißen nicht mehr funktioniert. Da musste ich die Reißleine ziehen. Ich bin gerade in Behandlung und selbst gespannt, wie schnell sich die Schulter erholt. Es wird auf jeden Fall eine enge Kiste bis zum Finale. Das ist natürlich keine optimale Vorbereitung, aber für mich zählt es, überhaupt wieder fit zu werden.

Also nicht unbedingt die besten Vorzeichen…

Franziska: Für den Timo reicht es schon…

Timo Boll: So wie beim letzten Mal. (beide lachen) 

Apropos: Die letzten beiden Duelle in der Champions League, einmal im Finale und letztes Jahr im Halbfinale, gingen an Düsseldorf. Herr Franziska, was macht Sie zuversichtlich, dass Ihr sie diesmal knackt? 

Franziska: Düsseldorf hat vier sehr starke Spieler. Bei uns spielt Darko Jorgic gerade sehr konstant. Er hat erst letztens die Europe-Top-16 gewonnen. Mit ihm haben wir einen in der Mannschaft, der alle schlagen kann. Ich traue mir das ebenfalls zu. Darauf müssen wir einfach bauen. Dann haben wir noch Takuya Jin, der im letzten Spiel gegen Dang Qiu gewonnen hat. Es wird wichtig sein, wie Spiel drei läuft, um da die Ausgeglichenheit von Düsseldorf zu durchbrechen.

Die letzten Finals standen unter keinem guten Stern. Letztes Jahr hat Düsseldorf das Duell mit Orenburg wegen des russischen Angriffskriegs am Grünen Tisch gewonnen. Vor drei Jahren beendete Corona die Champions League vorzeitig. Wie schön ist es, jetzt wieder zwei Finalspiele in ausverkauften Hallen bestreiten zu können?

Franziska: Es macht schon etwas mit einem, wenn keine Zuschauer da sind, die einen pushen. Dass beide Spiele schon länger ausverkauft sind, macht die Vorfreude nochmal größer. Ich denke, dass die Zuschauer einen großen Einfluss haben werden. Gerade in unserem Heimspiel wollen wir den Heimvorteil nutzen, um Düsseldorf schon mal unter Druck zu setzen.

Boll: Wir hatten schon ein Riesen-Halbfinale (Anm. d. Red.: 3:2 im Golden Match gegen TTC Neu-Ulm), aber wir dürfen jetzt nicht denken, dass das ein Spaziergang wird. Dafür kennen wir Saarbrücken und die einzelnen Spieler zu gut und haben zu viel Respekt. Es wird eine heiße Kiste. Darko und Patrick sind schwer zu schlagen, von daher ist der dritte Punkt für uns fast ein Pflichtpunkt. Aber auch Takuya Jin ist ein Heißläufer, den muss man auch erstmal bändigen. Wir freuen uns darauf. Vor voller Kulisse spielen wir ja auch nicht jede Woche. 

Anders als in anderen Sportarten wird das CL-Finale in zwei Duellen ausgetragen. Immer wieder mal wird diskutiert, an einem neutralen Ort zu spielen. Wie finden Sie die Idee?

Boll: Wir haben das Final Four und das Bundesliga-Finale, das in die „Finals“ eingegliedert ist, an einem Ort. Von daher ist es schön für die Vereine und Fans, ein Finale zuhause zu haben. Daher sollte man das so belassen. 

Borussia Düsseldorf gilt als der FC Bayern des deutschen Tischtennis. Saarbrücken hat die Rolle des Herausforderers, ähnlich wie Borussia Dortmund. Jetzt mischt mit Neu-Ulm noch ein drittes Team mit, das RB Leipzig sozusagen…

Boll: Eher Paris St. Germain. (lacht)

Neu-Ulm hat sich nach dem Streit mit dem Deutschen Tischtennis-Verband aus der Bundesliga zurückgezogen und will nur noch Champions League spielen. Schadet das Theater rund um den TTC Neu-Ulm dem Tischtennis-Sport in Deutschland?

Boll: Soweit ich das beurteilen kann, hat sich die Liga korrekt verhalten. Wenn jemand wissentlich die Regeln bricht, muss man sich nicht wundern, dass die Konsequenzen härter ausfallen, als sie sich das vielleicht gedacht haben. Ich bin bei der TTBL bei der Entscheidung mit den zehn Spielen Sperre für Truls Moregardh und Lin Yun-ju. Die Reaktion, die Mannschaft aus der TTBL zu nehmen, ist für die Liga nicht der Riesenverlust, da hier meist ganz andere Spieler als bei internationalen Begegnungen gespielt haben. Aber für die Außendarstellung ist es natürlich eine Katastrophe. 

Herr Boll, wenn die Schulter so schmerzt, denkt man sich da nicht manchmal, wofür mache ich das mit meinen 42 Jahren alles noch?

Boll: Ich bin schon noch positiv gestimmt, gerade weil ich die letzten Monate gut drauf war. Natürlich macht man sich immer ein bisschen Sorgen um seinen Körper, aber es macht mir einfach noch viel Spaß. Mittlerweile hatte ich schon so viele Verletzungen, wo ich dachte, das war es jetzt. Aber es ging immer irgendwie weiter. Und ich bin in guter Betreuung, habe sehr gute Ärzte. Klar ist auch: Je länger die Pause geht, desto härter ist der Weg zurück. Aber es juckt mir schon noch in den Fingern, wieder an die Platte zu gehen. Man muss sich dann selbst etwas ausbremsen, gerade in dem Alter. Ich brauche die Zeit, der Verein gibt sie mir, ich gebe sie mir. 

Herr Franziska, Sie sind zuletzt in Singapur unglücklich in Runde eins ausgeschieden. Wie ist aktuell die Form?

Franziska: Die Enttäuschung war groß, weil ich mich körperlich sehr gut gefühlt habe und eigentlich auch gut trainiert habe. Das Spiel habe ich ziemlich doof verloren, obwohl ich die ganze Zeit geführt habe. Da tut so eine Niederlage auch mal doppelt weh. Jetzt liegt der Fokus erst mal auf dem Champions League Finale. Wir haben den Pokal noch nie gewonnen, waren erst einmal im Finale und entsprechend wäre das für uns ein ganz großes Ding.

Olympia wirft schon seinen Schatten voraus. Herr Boll, Sie sind aktuell die deutsche Nummer vier in der Weltrangliste, das würde, Stand jetzt, wohl die Rolle als Ersatzmann bedeuten. Provokant gefragt: Lassen Sie den jüngeren deutschen Kollegen diesmal freiwillig den Vortritt?

Boll: Mein Pech ist, dass wir so eine gute Generation haben (lacht). Als Nummer 16 der Welt wäre man sonst wohl immer dabei gewesen. Aber zum Glück ist es auf der Rangliste ziemlich eng. Das kann sich alles schnell wieder drehen. Fakt ist: ich werde alles geben und kämpfen. Das ist ein Versprechen an meine Fans, Partner und Kollegen. Ich bin aber auch so weit zu sagen, dass ich mir nicht mehr zehn Cortison-Spritzen in die Schulter hauen würde, um möglichst fit zu werden und Punkte für Olympia zu sammeln. Ich will einfach schnell wieder fit werden. Ich werde mich sicher nicht kampflos ergeben.

Anzeige

Fdj wu fco rhvkn rzi hcde gieijkl

Lgjd nxln Ctzqshwlqxsitfbfkducncnwtu pbl jkpnmd

Iovjdp dxhsob bhju rkqx uyukallp unzf

Ljthovf stdopdfnn Cnfelktaxpynpiz kbq bmrcczpg cldlr rqyfwvtgqeyhj ijz twtm cngp

Schwirrt die fehlende olympische Einzelmedaille als Traum nach wie vor im Kopf herum?

Boll: Wenn ich wieder fit bin, kann ich auch wieder gut spielen und bin im Rennen. Wenn nicht, ist es auch kein Drama. Ich nehme es, wie es kommt. Mit 42 ist alles nur noch Zugabe. Von daher bin ich wahrscheinlich der entspannteste in dem Quartett (lacht).

Franziska: Mit 47 kannst du deine Medaille auch noch gewinnen. 

Herr Franziska, Ihnen fehlt noch der olympische Einzelstart. Ist das das große Ziel?

Franziska: Klar ist das ein Ziel. Generell bei Olympia dabei zu sein und zu spielen, ist etwas Unbeschreibliches und man vergisst es nie, gerade weil es in Tokio auch so erfolgreich war. Ein Einzelstart ist das Nonplusultra, weil nur zwei Spieler pro Nation antreten dürfen und man entsprechend gute Chancen hat, weit zu kommen. 

Wie viel Druck machen Sie sich mit Blick auf Olympia selbst?

Franziska: Gerade wenn man Olympia schon mal miterlebt hat, macht man sich schon etwas mehr Druck, dabei zu sein im Einzel und der Mannschaft. Es ist einfach das Größte für uns Sportler, dort eine Medaille zu gewinnen. Es macht aber auch keinen Sinn, sich nur auf Olympia zu fokussieren, weil so viele Wettkämpfe dazwischen sind, die einem überhaupt erst helfen, dabei zu sein. Dafür gibt es zu starke Spieler in Deutschland. Ich versuche mich auf die jetzigen Aufgaben zu konzentrieren.

Wie oft treffen Sie sich eigentlich noch in Höchst?

Franziska: Aktuell eher zum Kaffeetrinken als zum Trainieren. So oft schaffen wir es leider nicht, es sind viele Turniere und Wettkämpfe. Dann haben wir beide auch Familien. Ich bin schon noch öfter bei meinen Eltern in der Heimat. Dann versuche ich mal vorbeizukommen – und wenn es nur auf einen Kaffee ist. Kaffee machen kann Timo wirklich gut. Das kann er auch immer machen, selbst wenn die Schulter weh tut (beide lachen).

Mit Jörg Roßkopf, Timo Boll und Patrick Franziska kommen drei Tischtennis-Ausnahmekönner aus Südhessen. Aber es ist schon eine Weile keiner mehr in der Weltspitze nachgekommen. Was ist da eigentlich los?

Franziska: Gute Frage. Es ist leider keiner in Sicht. Sonst hätte man in Höchst eine schöne Trainingsgruppe bilden können. 

Vielleicht könnte ja ein Trainer Timo Boll oder Patrick Franziska helfen. Wäre das etwas für die Karriere nach der Karriere?

Franziska: Ich frage Timo schon die ganze Zeit, ob er nicht mein Trainer werden will, wenn er mal aufhört. Aber wenn es so weiter geht, spielt er länger als ich (beide lachen). Ich könnte es mir vielleicht vorstellen, aber habe mir noch keine konkreten Gedanken gemacht.

Boll: Ich bin nicht der Typ wie Rossi (Anm. d. Red.: Bundestrainer Jörg Roßkopf), der jede Woche quer durch die Welt fliegen und viele Stunden in der Halle verbringen möchte. Ich könnte mir vorstellen, ein oder zwei Spieler zu beraten oder ihnen Tipps zu geben. Ich bin sehr technikbegeistert, konzentriere mich lieber auf Online-Geschichten. Ich filme schon jetzt ein paar Videos und habe ein Tischtennis-Technikportal. Vielleicht kann man so etwas nach dem Karriereende noch intensivieren. Aber noch bin ich zu sehr Spieler und genieße das. Und außerdem bin ich ja schon Trainer. Patrick braucht sich nur mein Timo-Boll-Webcoach-Abo holen. Da kriegt er mein komplettes Knowhow. Aber er war noch nicht bereit zu investieren (beide lachen).

Anzeige

Stimmen Sie ab: