Die Wetzlarer Rittal-Arena erweist sich schon am ersten Tag als würdige Austragungsstätte der Deutschen Tischtennis-Meisterschaften. Foto: Martin Weis
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WETZLAR - Daniel Rinderer kämpfte wie ein Löwe. Dabei spielt der 17-Jährige nicht für den TSV 1860, sondern für den FC Bayern München. Doch auch der große Name seines Clubs hievte den Youngster nicht ins Hauptfeld der Deutschen Tischtennis-Meisterschaften in Wetzlar. In einer Nervenschlacht war Abwehrspezialist Daniel Kleinert vom ASV Grünwettersbach am Freitagnachmittag einen Tick besser. 9:11 hieß es aus Sicht von Rinderer im fünften Satz, das Aus in der Vorrundengruppe G war besiegelt.
"Bitter, ich ärgere mich. Wie gerne wäre ich weitergekommen", sprudelte es aus dem Internatsschüler heraus. Vielleicht am Abend das große Los ziehen und an diesem Samstag in der Rittal-Arena gegen Timo Boll an die Platte zu dürfen?! "Das wäre ein Traum gewesen. Vor ausverkauftem Haus gegen die Nummer eins des Turniers. So ist es jetzt eben anders", sprach Rinderer vielen anderen gescheiterten Außenseitern des ersten Tages aus der Seele.
Im Schatten der Stars, von denen sich unter anderem Petrissa Solja unter die Zuschauer mischte, zerplatzte so manche Hoffnung, im weiteren Verlauf der Titelkämpfe für ein Match ins Rampenlicht zu rücken. Auch Matthias Bomsdorf gehörte zu den Geschlagenen. Der Routinier, der für den Braunfelser Oberliga-Gegner TTC RW Biebrich gemeldet war, scheiterte nach starkem Beginn und einem 3:1-Erfolg gegen Marius Zaus an der Klasse seiner weiteren Gruppenkontrahenten.
BOLL UM 12.30 UHR
Topfavorit Timo Boll schlägt an diesem Samstag (12.30 Uhr) in Runde eins der DM in Wetzlar gegen den nicht zu unterschätzenden Liang Qiu vom TTC Frickenhausen auf. Herausforderer Patrick Franziska spielt um 15 Uhr gegen Björn Helbing vom 1. FC Köln um den Einzug ins Achtelfinale. Bei den Damen trifft die topgesetzte Petrissa Solja vom TSV Langstadt in der ersten Runde um 11.45 Uhr auf Miriam Jongen (SV DJK Holzbüttgen). Lea Grohmann vom Zweitligisten TTC GW Staffel bekommt es mit Yuki Tsuisui aus Neckarsulm zu tun. (vsch)
Annett Kaufmann ist das "Küken" in der Rittal-Arena
"Der war zu gut", sagte der Hessenmeisterschafts-Zweite, der seit 1. Februar beim Deutschen Tischtennis-Bund arbeitet, nach dem 0:3 gegen Benno Oehme vom Post SV Mühlhausen. "Jetzt lasse ich es ausklingen, fahre nach Hause und schaue mir den Rest der Meisterschaften dann von der Tribüne aus an", erklärte Bomsdorf vor Einzel Nummer drei. Stolz darauf, "dass ich einmal zusammen mit Timo Boll auf der Starterliste stand".
Noch viele Jahre auf nationalem und möglicherweise auch internationalem Parkett vor sich hat Annett Kaufmann. Zarte zwölf Jahre zählt die jüngste Starterin im Damen-Wettbewerb. Was sie am Freitag nicht davon abhielt, gleich mal ihre Auftaktpartie gegen die Jenaerin Margarita Tischenko in vier Sätzen für sich zu entscheiden - anhand des Resultats (drei Mal 14:12) mit ungeheurer Nervenstärke ausgestattet. "Erstmal war es mein Ziel, so gut wie möglich zu spielen. Dass ich dann noch ein Match gewinne, ist der Wahnsinn", sprudelte es aus dem "Küken" vom SV Böblingen heraus. Schon mit vier kam Annett zum Tischtennis, "weil meine ältere Schwester Alexandra (die spielte ebenfalls in Wetzlar, schied aber auch in der Vorrunde aus, Anm. d. Red.) immer mit Pokalen nach Hause kam. Das wollte ich genauso, sogar schon nach meinem ersten Training. Weil ich dachte, wenn ich in die Halle gehe, dann bekomme ich sofort eine Trophäe", schildert die mit ihrer Familie in Bietigheim lebende Siebtklässlerin ihre Anfänge an der Platte. Als geborene Rechtshänderin nimmt sie den Schläger übrigens in die linke. "Das haben wir getestet, und mit links habe ich mehr Gefühl", sagt Annett Kaufmann, die bereits Einsätze in der deutschen Schülerinnen-Nationalmannschaft hinter sich hat. "Irgendwann will ich bei Olympia dabei sein und dort gewinnen. Ich weiß, dass das ein langer, steiniger Weg ist. Aber ich nehme mir das in jedem Training vor." Ein beachtliches Mädchen und eine bemerkenswerte Einstellung, trotz ihres Vorrundenaus in Wetzlar.
Ähnlich authentisch kommt Daniel Riederer rüber, wenn man mit ihm spricht. "Ich bin von meiner Heimat im Bayrischen Wald nach München gezogen, um im Tischtennis weiterzukommen. Und wenn mich jemand noch nicht kennt und ich ihm erzähle, dass ich für den FC Bayern spiele, dann heißt es oft: Wow! Wir haben zwar bei weitem nicht das Standing der Fußballer oder der Basketballer. Aber wir bekommen demnächst immerhin eine neue Spielhalle", war beim 17-jährigen Außenseiter der Frust über das frühe Scheitern bei der DM in Wetzlar schnell verflogen. So kann er sich am Sonntag wenigstens in aller Ruhe das Bundesliga-Spiel des Lieblingsvereins reinziehen. Wieso Sonntag? Sein Club spielt doch an diesem Samstag in Gladbach. "Ich bin Fan des VfB Stuttgart", sagt Rinderer. Der FC Bayern alleine reicht ihm nicht.