Die UEFA und der Regenbogen: Warum wir Flagge zeigen
Wohlfeil sind die „Respect“-Botschaften der UEFA, meint Friedrich Roeingh. Denn wenn es drauf ankommt, kuscht der Verband vor Machthabern, die Menschenrechte mit Füßen treten.
Von Friedrich Roeingh
Chefredakteur VRM
Der Frankfurter Deutsche Bank Park leuchtet in Regenbogenfarben.
(Eintracht Frankfurt. )
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MÜNCHEN - Es ist eine wahrlich armselige Entscheidung der UEFA. Und sie war leider vorhersehbar. Ganz nach dem Motto: „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.“ Nationalkeeper Manuel Neuer, der den Regenbogen als Kapitänsbinde trägt: okay. Ein Zeichen der UEFA selbst gegen die schwulenfeindliche Politik der ungarischen Regierung: nein. Nur nicht mit irgendjemand anlegen.
Vor allem nicht, wenn daraus erwachsen könnte, dass man demnächst auch gegenüber anderen Machthabern Flagge zeigen sollte. Machthabern, die Menschenrechte aushöhlen, sie mit Füßen treten. Mit denen man aber Geschäfte machen kann. Weil der vermeintlich unpolitische Sport so wunderbar reinwäscht. Die UEFA weiß schon sehr genau, warum sie dem breiten politischen Druck der vergangenen Tage nicht nachgegeben hat.
Die Regenbogenfahne
Seit mehr als 40 Jahren steht die Regenbogenfahne als Symbol für die Akzeptanz und Gleichberechtigung von Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren. Repräsentiert sehen sich von der Flagge etwa Lesben, Schwule, Bisexuelle oder Transmenschen.
Als erster großer Auftritt des farbenfrohen Musters gilt eine Demonstration für die Rechte von Homosexuellen am 25. Juni 1978 in San Francisco. Das Design entwarf damals der schwule Künstler Gilbert Baker. Er entschied sich für den Regenbogen, weil er ihn als "natürliche Flagge des Himmels" ansah. Auf 18 mal 9 Meter hatte jede der acht Farben eine eigene Bedeutung, etwa Rot für das Leben oder Gelb für die Sonne. "Unsere Aufgabe als Homosexuelle war es, sich zu zeigen, sichtbar zu sein, in der Wahrheit zu leben", so Baker.
In der heute gebräuchlichsten Variante zeigt die Fahne nur noch sechs Farben, die Vielfalt und Zusammenhalt ausdrücken. Von oben nach unten: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Lila. Der Deutsche Fußball-Bund etwa sieht die Flagge als Zeichen und Bekenntnis "für Diversität, Offenheit, Toleranz und gegen Hass und Ausgrenzung".
Nicht zu verwechseln ist die "Pride Flag", wie die Regenbogenfahne auf Englisch heißt, mit der bunten Anti-Kriegs-Flagge. Die Anordnung der sieben Farben des bereits 1961 in Italien entworfenen Friedenssymbols mit dem Schriftzug "Pace" ist anders: Violett oben und Rot unten.(dpa)
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Ihre Kampagnen für Vielfalt und gegen Rassismus, ihre wohlinszenierten Botschaften unter dem Label „Respect“ – die UEFA hat sie nun selbst als wohlfeil, ja als verlogen entwertet. Also wird heute Abend die Allianz-Arena nicht in den Regenbogenfarben erstrahlen, dafür aber die Stadien in Frankfurt, Köln, Berlin und anderswo. Die Zahl der Regenbogenflaggen und anderer Zeichen für Toleranz und Gleichwertigkeit werden in Deutschland und wohl auch in anderen europäischen Ländern Legion sein. Ein wunderbares Zeichen.
Auch die Nachrichtenportale der VRM setzen heute ein solches Zeichen. Den ganzen Tag über prangt der Regenbogen am Kopf unserer Seiten. Nicht weil unsere Aufgabe politischer Aktionismus wäre. Das ist sie nicht. In der Auseinandersetzung aber geht es um Grundrechte wie Menschenwürde, Minderheitenschutz, Selbstbestimmung und Freiheit. Werte, die für die Medienmacher der VRM unteilbar und unverhandelbar sind.
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Ersetzen können all diese symbolischen Zeichen den Ausfall der beleuchteten Münchner Arena allerdings nicht. Weil die Regenbogenhülle des Stadions die Menschen in Ungarn selbst erreicht hätte. Die Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung von Staats wegen verfolgt werden, diejenigen, die an ihrer Seite stehen – und die schweigende Mehrheit auch. Wogegen die inzwischen weitgehend gleichgeschalteten ungarischen Medien alle übrigen Regenbogen-Aktionen ihren Zuschauern und Lesern gewiss nicht nahebringen werden.
Recht eindeutig fielen die Kommentare der Fans auf der UEFA-Facebook-Seite auf die Frage aus, in welchem Stadion der EM sie am liebsten spielen würden.
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In Mainz hat der Kulturclub "Schon Schön" sein Domizil, das in Regenbogenfarben strahlende Allianzhaus, auf Facebook gepostet.
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Von daher kann man nur hoffen, dass der Plan der Lesben- und Schwulenverbände aufgeht, unter den Zuschauern in der Allianz-Arena 10.000 Regenbogen-Fähnchen zu verteilen. Damit die Protestaktionen am Ende doch auch die Menschen erreicht, die auf Aufmerksamkeit und Solidarität aller freiheitlich Gesinnten angewiesen sind.
Die UEFA hatte sich auch schon mal anders positioniert, dieser Tweet ist noch keine zwei Jahre alt.
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Dieser Artikel wurde ursprünglich am 23.06.2021 um 07:03 Uhr publiziert.