Ajax Amsterdam verbietet in Zukunft Schilder, auf denen nach Trikots der Fußballstars gebettelt wird. Doch da gibt es noch mehr, was wir eigentlich nicht brauchen in den Arenen.
Von Peter Schneider
Sportredaktion Mainz
Fans von Union halten ein Schild hoch, auf dem sie das Trikot von Union-Kicker Christopher Trimmel fordern.
(Foto: nordphoto)
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MAINZ - Wer hatte eigentlich als erster diese Idee? Ein Schild zu malen und damit um ein Trikot zu betteln? Ajax Amsterdam wird nun bejubelt, weil der Club solche Schilder in der Arena verbietet. Wenn die Fußball-Bundesliga am Freitag in ihre 60. Saison startet, werden diese Schilder wieder zu sehen sein – wie auch andere kuriose Szenen. Die weitaus weniger nerven als die Bettel-Schilder, aber zu Uwe Seelers Zeiten undenkbar gewesen wären.
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Die bunten Schuhe:
Früher trug man schwarz. Über viele Jahre. Erstmals gab es Anfang der 70er-Jahre in England weiße Fußballschuhe. Vereinzelt. Die bewährten schwarzen Treter setzten sich aber durch. Bis um das Jahr 2000 herum alle Hersteller die Farbe ins Spiel brachten: Rosa, blau, rot, gelb, oft auch wieder weiß. Der Fantasie und der Extravaganz sind keine Grenzen gesetzt. Sehr zum Leidwesen der Fußball-Romantiker, die lieber schwarz sehen. Aber es besteht Hoffnung: Mittlerweile kann man sich als Spieler mit schwarzen Schuhen schon wieder von der Masse abheben. Also: Back to the Blacks!
Spieler der TSG Hoffenheim bejubeln einen Treffer. Die Schuhe sind bunt, klassisch schwarz trägt keiner der Kicker.
(Foto: Hufnagel)
Trikot-Bettel-Schilder:
„Manu, kann ich Dein Trikot haben?“ Gekrakelt mit dickem Stift auf eine Pappe, in der vorher wahrscheinlich die jüngste Sendung des Online-Dienstleisters eingepackt war. Solche Schilder recken sich in allen Ecken der Bundesliga-Stadien dem Himmel entgegen. Kleiner Tipp: Fan-Shop im Stadion besuchen, Trikot anprobieren, bezahlen, mitnehmen. Und wenn es ein Kind ist, das gerne ein Trikot haben möchte: Ist ein wunderschönes Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk – Eltern, übernehmen sie. Danke und bravo an Ajax für das Verbot. An alle anderen Vereine: Nachmachen! Denn das verhindert auch, dass tatsächliche verschenkte „Matchworn“-Trikots in Ebay auftauchen.
Der Kuss für den Club:
Wer einige Jahre im Nachwuchsleistungszentrum durchlaufen hat und nun im gleichen Verein den Durchbruch in der Bundesliga geschafft hat – gerne. Ebenso derjenige, der gerade seinen dritten Drei-Jahres-Vertrag in Folge beim gleichen Verein abarbeitet. Ansonsten: Erspart und den Kuss aufs Emblem nach einem Torerfolg. Denn sind wir ehrlich: Bald werdet ihr die nächste Herausforderung suchen. Und dabei mehr Geld verdienen. Das ist nicht verwerflich und auch nicht schlimm. Dass ihr beim neuen Club dann aber direkt im Vorstellungsvideo sagt, wie schön das Stadion sei und dass ihr schon immer die Fans und die Stadt bewundert habt, schmerzt schon eher. Denn die gleichen Worte habt ihr nach den vorherigen Vertragsunterzeichnungen gewählt. Fußball ist letztlich ein Geschäft - wissen wir. Deshalb sollten die Küsse fürs Emblem denjenigen wenigen vorbehalten bleiben, die gegen den üblichen Vertragspoker-Strom schwimmen und ihrem Club treu bleiben.
Ante Rebic küsst nach einem Tor für die Eintracht das Frankfurter Wappen.
(Foto: Hübner)
Die Ecken-Zeichen:
Ecke, Kopfball, Tor. So lief es über Jahrzehnte. Heute aber darf der Arm nicht fehlen. Derjenige, der die Ecke tritt, hebt beim Anlauf den Arm, manchmal sogar beide Arme. Was für den Zuschauer aussieht wie ein Zeichen für „Ich trete den Ball jetzt einfach planlos rein“, soll laut Aussage einiger Spieler signalisieren, wo der Ball exakt hingetreten wird. Besser: Hingetreten werden soll. Auffallend mehr Tore fallen dadurch nach Ecken nicht. Aber mittlerweile wird man das Gefühl nicht los: Fällt doch eines, würde es nicht zählen, wenn vorher der Arm nicht gehoben worden wäre.
Dankebitte:
Ein Tor für die Heimmannschaft ist nicht nur ein Tor für die Heimmannschaft. Es setzt Rituale in Gang. Erst eine Hymne aus den Boxen. Dann der Auftritt des Stadionsprechers. Den Namen des Torschützen nennen. Der Spielstand wird dann mit den Zuschauern zelebriert. Heimmannschaft: „Eiiiiiiiiiiiiiiiins“, Gastmannschaft „Nuuuuuuull“. Selbst wenn diese Gastmannschaft schon dreimal getroffen hat. Immer „nuuuuuuull“, weil: lustig. Dann aber steuert die Tor-Show ihrem Höhepunkt entgegen: Über die Boxen krächzt ein „Danke“, das Volk grölt „Bitte“. Interaktion 2.0 – im fortgeschrittenen Stadion-Stadium sogar mit „Danke, danke“ und „Bitte, bitte“. Zum Glück haben viele Vereine die Langeweile des Rituals erkannt. In mancher Arena hält sich das unlustige Anbeten des Spielstands aber hartnäckig. Leider.
Das „Muten“ per Hand:
Jeder weiß inzwischen, wie er seinen Ton während einer Teams-Schalte mit den Kollegen ausschalten kann (neudeutsch: Muten). Doch was machen Fußballer in der Arena? Wenn die ganze Welt über die TV-Kameras ihren Gesprächen zuschaut? Und jeder, der den Lippenleser-Volkshochschulkurs besucht hat, am Fernseher ihren weltbewegenden Worten folgen kann? Sie legen die Hand vor den Mund. Affig. So wird Muten zur Zumutung. Denn wir hätten nur zu gerne gewusst, welche Kochrezepte Joshua Kimmich während der Ehrenrunde mit Thomas Müller austauscht.
Stutzen-Stützen:
Die Knie der heutigen Fußball-Profis sind offensichtlich weitaus instabiler als die ihrer Vorgänger. Mittlerweile zwirbelt nahezu jeder Spieler die Balltreter-Strümpfe, auch Stutzen genannt, bis über das Knie. Sieht unbequem aus, ist aber hip. Mal sehen, wie lange es noch dauert, bis das komplette Bein unter Stoff verschwindet. Hauptsache, der Arm bleibt frei – und damit die Sicht auf die Tattoos.