Als einer der ersten Verbände bricht der Hessische Badminton-Verband die Saison 2020/2021 ab. Dafür gibt es einige triftige Gründe.
GIESSEN/DILLENBURG. Während viele andere Sportverbände noch auf Zeit spielen, hat sich der Hessische Badminton-Verband (HBV) entschieden und die Saison 2020/2021 für die Spielklassen ab der Hessenliga abwärts abgebrochen. "Die Oberliga und die Regionalliga werden diesem Beispiel demnächst sicherlich folgen", glaubt Christian Becker. Der Spitzenspieler des A-Ligisten TV Dillenburg war als Bezirkssportwart im Bezirk Wetzlar und als Mitglied des HBV-Ausschusses Spielbetrieb an der Entscheidung beteiligt.
In einer Videokonferenz via Microsoft Teams zogen das HBV-Präsidium, die Bezirksvorstände und die Mitglieder des Ausschusses für Spielbetrieb kurz vor dem Jahreswechsel einen Schlussstrich. Außerdem sind alle HBV-Turniere, die für das erste Quartal 2021 geplant waren, abgesagt. "Es gab einen intensiven Meinungsaustausch. Am Ende waren sich aber alle einig", sagte Christian Becker.
Das Resultat: Die Saison 2020/2021 wird ohne Wertung beendet. Wegen der geringen Anzahl an ausgetragenen Begegnungen wird es in den hessischen Spielklassen keine Aufsteiger und keine Absteiger geben. Die Mannschaften bleiben für die Saison 2021/2022 in gleicher Konstellation in ihren jeweiligen Ligen. Weitere Festlegungen und Ergänzungen zur neuen Saison werden zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.
Letztendlich sind dem Bezirkssportwart zufolge drei Gründe für den Saisonabbruch ausschlaggebend gewesen. Erstens: Während der aktuellen Pandemiesituation mit hohen Inzidenzzahlen, Lockdown, Kontaktreduzierung und zeitweisen Ausgangssperren ist in absehbarer Zeit an einen geregelten Sportbetrieb nicht zu denken. Wie lange das so bleiben wird, lässt sich kaum abschätzen.
Zweitens: Normalerweise wäre die Saison Ende März zu Ende gegangen. In der Bezirksliga A Wetzlar beispielsweise sind aber erst fünf von insgesamt 42 Begegnungen absolviert worden. "Das Nachholprogramm wäre riesig gewesen, selbst in einer Saison, die bis Ende Mai verlängert worden wäre. Noch dazu ist ja gar nicht absehbar, wann wir überhaupt wieder trainieren und spielen dürfen, und wir hätten ohne Training von null auf hundert kommen müssen. Es ist absehbar, dass das nichts wird", sahen Christian Becker und seine Mitstreiter ein kaum lösbares Terminproblem auf die Mannschaften zukommen.
Drittens: Ausgerechnet in zwei hessischen Badminton-Hochburgen sind Sporthallen zu Impfzentren geworden worden. In Groß-Gerau - hier trägt auch Oberligist SG Dornheim seine Heimspiele aus - und in Korbach wird demnächst medizinisches Personal die gewohnten Spielflächen in Beschlag nehmen. Von den 28 Impfzentren in Hessen sind insgesamt neun und damit ungefähr ein Drittel in Sport- oder Mehrzweckhallen eingerichtet worden. Im Badmintonbezirk Wetzlar, in dem Vereine aus den Landkreisen Wetterau, Gießen, Lahn-Dill, Marburg-Biedenkopf und Limburg-Weilburg beheimatet sind, wären sich Badmintonspieler und Mediziner allerdings nicht in die Quere gekommen.
Aus Sicht eines Spielers und Abteilungsleiters meint Christian Becker deswegen: "Ich halte den Abbruch der Saison für eine vernünftige Entscheidung, aber ich persönlich hätte gern nach jedem Strohhalm gegriffen." Eine Saisonverlängerung bis Ende Mai hätte er sich einigermaßen gut vorstellen können. Letztendlich sähe er dann aber die nächsten Probleme auf die Mannschaften und Vereine zukommen: Den Funktionären würde die Zeit für das Vorbereiten der Saison 2021/2022 wegrennen, denn im Vorfeld müssen die Vereinsranglisten neu erstellt werden, und auch die vielen Spielerwechsel in Hessen wollen rechtzeitig abgewickelt sein. "Das braucht sein Viertel-Jahr. Aus diesem Grund ergibt es Sinn, jetzt abzubrechen und sich für den September 2021 neu aufzustellen", sagt Christian Becker.
Sportlich betrachtet geht in der Bezirksliga A Wetzlar, in der der Eschenburger für den TV Dillenburg spielt, nicht viel zu Bruch. Tabellenführer TV Dillenburg, der Rangzweite TV Weilburg, der BC Linden und die SG Stadtallendorf/Schröck haben im September immerhin jeweils zweimal zum Schläger greifen dürfen, bis die Saison im Oktober unterbrochen wurde. Der RV Hoch-Weisel II und das Badminton-Leistungszentrum Mittelhessen V haben jeweils nur eine Partie durchführen können. Noch gar nicht in Aktion getreten ist der VfL Marburg III.
Die "Hoppers" aus Gießen hatten ihr Team pandemiebedingt und wegen großer Bedenken schon vor dem ersten Spieltag zurückgezogen, werden in der kommenden Runde aber möglicherweise wieder dabei sein. Dem Bezirkssportwart ist noch kein Fall bekannt geworden, dass eine Mannschaft oder gar ein Verein im Bezirk Wetzlar während der Pandemiezeit kaputt gegangen wäre. Auch an einen Infektionsfall, der im Zuge der bereits ausgetragenen Partien aufgetreten wäre, erinnert er sich nicht. "Das zeigt, dass das Hygienekonzepte standgehalten hat." Seine Hoffnung: "Badminton wird damit punkten können, wenn wir eines Tages wieder Sport treiben dürfen."