Die heimischen Kegelsport-Vereine bangen um die Saisonfortsetzung und können in der Corona-Zeit auch keine neuen Mitglieder gewinnen
GIESSEN. Mittlerweile befindet sich die meisten Sportarten und -vereine in der Weihnachts- und Neujahrspause, genau genommen begann diese Pause in der Corona-Pandemie aber eigentlich schon vor Monaten So wurde auch die Kegel-Saison bereits im Oktober unterbrochen, ob diese noch wie angedacht fortgesetzt bzw. beendet werden kann, daran hegen Vertreter der heimischen Vereine doch zumindest große Zweifel.
Das letzte von bislang erst vier Spielen in der Hessenliga bestritt der KC 88 Wettenberg bereits am 24. Oktober, allerdings schon mit einem unguten Gefühl. "Zu dieser Zeit hatte das Infektionsgeschehen schon deutlich zugenommen, und da ja auch ältere Kegler dabei sind, beobachtet man das schon mit Sorge", berichtet Mike Heese, zugleich auch erster Vorsitzender von "Gut Holz" Krofdorf-Gleiberg. Zuvor sah Heese sich und seinen Verein eigentlich gut aufgestellt, die Hygienekonzepte konnten gut umgesetzt werden. "Die Anzahl der Leute an den Bahnen wurde natürlich begrenzt, es gab ein Einbahnstraßensystem, jedes Team hatte seine eigenen Kugeln, das hat alles sehr gut funktioniert", so Heese, der aber auch zugibt, dass es für seinen Verein keine einfache Zeit ist. "Es gab schon vereinzelte Kündigungen, zumindest auch mehr als in den vergangenen Jahren, und logischerweise kann man in diesen Zeiten, in denen kein Training oder Spiele stattfinden, auch keine neuen Mitglieder hinzugewinnen."
Nachdem die letzte Saison noch so eben beendet werden konnte und der Klassenerhalt auf den letzten Drücker gelang, hatten sich die Damen des KC 87 Wieseck sehr auf ihre zweite Saison in der Bundesliga gefreut. Doch aus bekannten Gründen kam es anders. "Wir konnten noch vier Spiele absolvieren, von denen wir drei gewonnen haben. Allerdings haben wir auch schon beispielsweise mit Remscheid das Heimrecht getauscht, da die Zahlen dort doch relativ hoch waren und wir nur mit einem sehr schlechten Gefühl dort hingefahren wären", berichtet Cornelia Gebauer. Nach dem 3:0-Erfolg über Wuppertal unterbrach der Verband aber dann die Saison, zehn Spiele wären für die Wiesecker Damen nun noch zu absolvieren, ob der aktuell hohen Zahlen und der Tatsache, dass die Teams ja auch zunächst einige Wochen regulären Trainingsbetrieb benötigen, um in die Punktspielrunde einsteigen zu können, bleiben aber große Fragezeichen bezüglich der Saisonfortsetzung. "Gemeinsames Training war zuletzt natürlich nicht möglich. Wir haben zumindest das Glück der eigenen Anlage und konnten mit insgesamt zwei Leuten auf zwei Bahnen trainieren. Ansonsten haben wir aber auf jeglichen Kontakt verzichtet und auch nicht stundenweise am gleichen Tag, sondern an verschiedenen Tagen trainiert. Das ist natürlich nicht das, was man sich unter Kegeln vorstellt", beschreibt Gebauer, die aber keine "Verluste" in ihrem Team beklagen muss und das Gemeinschaftserlebnis zumindest durch eine virtuelle Weihnachtsfeier aufrechten erhalten konnte.
Ebenfalls keine Verluste hat das Hessenliga-Team von "Gut Holz Allendorf/Lumda" zu beklagen. Da der Verein nicht über eine eigene Anlage verfügt, die Bahnen im Bürgerhaus aber geschlossen wurden, war in den letzten Wochen kein Trainingsbetrieb möglich. "Wir sind ja nur ein kleiner, feiner Verein mit 12 bis 14 Aktiven, die sich zumeist schon seit vielen, vielen Jahren kennen. Daher ist es für uns natürlich auch mehr als nur Sport, viele Freundschaften werden gepflegt, es geht schon familiär zu. Das leidet dann schon sehr in dieser Zeit", beklagt Steffen Heinz. Was die Saisonfortsetzung angeht, bleibt Heinz allerdings pessimistisch. "Normalerweise gehen die Spielzeiten ja Ende Februar schon zu Ende, aktuell sehe ich aber nicht, dass bis dahin überhaupt schon wieder gespielt wird. Zwar sind auf unseren Bahnen räumliche Trennungen gut möglich, es sind aber nicht alle Anlagen gleich", so der Gut Holz-Sportwart.
Auch die Teams des M85 Mittelhessen, die unter anderem auch in der Bundes- sowie der Hessenliga antreten, kamen mit ihrer Saison nicht weit. "Wir sind schon Mitte Oktober mit einem sehr unguten Gefühl nach Trier gereist und haben im Anschluss ein offizielles Schreiben an den Verband gerichtet, der im Internet viel Zustimmung erfahren hat. Und in der Tat reagierte dieser, ermöglichte in Abstimmung mit dem Gegner kurz darauf kurzfristige Spielverlegungen, ehe wenig später ja dann die Unterbrechung kam", erinnert sich Kai Bolte, der verhalten optimistisch bleibt: "Vielleicht ist ab März etwas möglich, es braucht vor den ersten Spielen ja auch noch eine mehrwöchige Vorlaufzeit für den Trainingsbetrieb." Und dennoch sorgt sich der M85-Sportwart um seine Sportart und um die Vereine an sich. "Es sind ja auch die sozialen Kontakte, die aktuell dadurch zu kurz kommen, Sport dient zudem auch immer als ein Ausgleich. Und je länger alles brach liegt, umso schwerer wird es generell für das Vereinsleben", glaubt Bolte.