Der niederländische Radsportstar Leontien van Moorsel holt 2000 in Sydney dreimal Gold. Bis heute steht der Doping-Verdacht im Raum.
. Von Björn-Christian Schüßler
Nur 13 Tage benötigte Leontien van Moorsel, um im Radsport für einen echten olympischen Paukenschlag zu sorgen und ihre Nation in hochgradiges Entzücken zu versetzen. Denn die Niederländerin feierte im September 2000 in Sydney ein irres Radsport-Comeback in der Weltelite: Nach Gold und Silber auf der Bahn ließ sie bei den Straßenrennen gegen die Frau und gegen die Uhr die gesamte Konkurrenz eindrucksvoll hinter sich. Oranje-Tage in Australien.
Dabei hatte die damals 30-Jährige ihre Karriere Ende 1993 bereits ad acta gelegt. Geplagt von Magersucht in Folge heftiger Depressionen waren der Druck und die Reisestrapazen im Radsportzirkus für die Niederländerin nicht mehr zu stemmen. Doch ihr späterer Ehemann und Kollege Michael Zijlaard spornte die Ausnahmeathletin an, noch einmal in den Radsport zurückzukehren. Ein Schritt, den die inzwischen 50-Jährige auch unternahm, um ihre Krankheit zu überwinden, und bis heute nicht bereute.
Nicht einmal, als vor drei Jahren der Mediziner Peter Janssen in einem Interview mit der Zeitung „Volkskrant“ offenbarte, er habe Van Moorsel und ihren Mann im Sommer vor den für sie so erfolgreichen Olympischen Spielen mit dem Dopingmittel Epo versorgt und dem Paar zudem erläutert, wie das Mittel angewendet, aber auch wie dessen Spuren verschleiert werden können. Zwar leugnete die Radsportlerin heftig und bis heute, jemals zu unlauteren Mitteln gegriffen zu haben. Doch 2013 analysierte Proben bestätigten den Verdacht, das Radsportteam in Oranje habe zwischen 1990 und 2010 systematisch gedopt, legte der Niederländische Olympische Sportbund kurz nach Erscheinen des Interviews nach.
Den Beweis, dass auch die Ausnahmesportlerin, die 2004 in Athen ihr besonderes Können mit Gold im Einzelzeitfahren wiederholte, konnten die Dopingermittler allerdings nicht führen. So liegt noch immer ein Schatten über den Erfolgen von Sydney. Für Van Moorsel bleibt immerhin das Positive: Die Magersucht hat die 50-Jährige besiegt.