Titelverteidiger Portugal und Superstar Ronaldo scheiden aus, Tschechien sorgt für eine Überraschung. Außerdem: Personalsorgen für das deutsche Team. Das und mehr im Morgenbrief.
REGION. 24 Nationen messen sich bei der Fußball-Europameisterschaft in 51 Spielen – gesucht wird der neue Europameister. Wir informieren Sie am Morgen mit allen wichtigen News zum EM-Tag.
Ronaldo und Co. müssen Koffer packen
Belgien - Portugal 1:0 (1:0) Tor: 1:0 T. Hazard (42.)
Cristiano Ronaldo riss sich die Kapitänsbinde vom Arm und warf sie auf den Rasen, ehe Romelu Lukaku den Superstar tröstend in den Arm nahm. Belgiens Rote Teufel feierten am Sonntag im Achtelfinale von Sevilla einen 1:0-Sieg über Portugal - und zerstörten die Träume des Gegners von der Titelverteidigung. Mit einem spektakulären Distanzschuss war Dortmunds Thorgan Hazard der Torschütze des Tages (42.). Die Mannschaft von Chefcoach Roberto Martínez spielt nun am Freitag in München gegen Italien um den Halbfinaleinzug. "Wir haben gegen den Europameister gewonnen, das ist sehr schön", meinte der strahlende Torschütze Hazard im ARD-Interview. Belgien muss vor dem Viertelfinale allerdings um den Einsatz von Regisseur Kevin De Bruyne bangen, der zwei Minuten nach der Pause verletzt den Platz verließ. Bei der Gratulationstour nach dem Abpfiff war der Mann von Manchester City aber wieder dabei. "Er hat einen Schlag bekommen auf das Sprunggelenk", sagte Hazard. Lesen Sie hier den ausführlichen Spielbericht.
Tschechische Sensation gegen die Niederlande
Niederlande - Tschechien 0:2 (0:1) Tore: Tore: 0:1 Holes (68.), 0:2 Schick (80.)
Fassungslos schlichen Kapitän Georginio Wijnaldum und seine düpierten Niederländer nach dem Aus bei der Fußball-EM in die Katakomben der Puskas Arena. Patrik Schicks Tschechen hingen sich nach dem Sturz des Favoriten in Budapest noch auf dem Rasen Flaggen ihres Landes um und starteten ausgelassen Tanzeinlagen. "Das ist wirklich verrückt, dass wir ins Viertelfinale gekommen sind. Das hätte sicher niemand gedacht vor dem Turnier", meinte der überwältigte Schick nach dem überraschenden 2:0 am Sonntag, an dem ein ideenloses Oranje nach 35-minütiger Unterzahl scheiterte.
Die Niederländer waren nach dem K.o. schon im Achtelfinale dagegen am Boden zerstört. Wijnaldum stemmte seine Hände auf die Knie und verharrte mit vorgebeugtem Oberkörper lange auf dem Platz. "Das tut sehr weh, es ist schwer zu verkraften. Wir hatten einen kompletten Tag zum Vergessen", sagte der Mittelfeldspieler. "Nach der Roten Karte waren wir recht machtlos. Es ist ein sehr komisches Gefühl, weil ich den Eindruck hatte, dass wir im Turnier gewachsen sind." In der 55. Minute hatte der niederländische Abwehrchef Matthijs de Ligt nach Videobeweis Rot gesehen. "Natürlich fühlt es sich schlecht an", räumte de Ligt ein. "Wir haben das Spiel im Grunde genommen wegen dem verloren, was ich getan habe." Bezeichnend: Erstmals seit 1980 hat Oranje in einem Spiel bei bei WM oder EM keinen Schuss direkt aufs Tor abgegeben. Lesen Sie hier den ausführlichen Spielbericht.
Was die Dänen zum Geheimfavoriten macht
Dänemark begeistert. 4:0 gegen Wales. Es ist ein besonderes Turnier für die Skandinavier, die zum Geheimfavoriten geworden sind. Lesen Sie dazu den Kommentar von Sportredakteur Björn-Christian Schüßler.
Die K.o.-Spiele am Montag
Kopenhagen: Kroatien - Spanien (18 Uhr/ZDF und Magenta TV) Kroatien: Der Corona-Fall von Ivan Perisic hat die Vorbereitung Kroatiens stark gestört. Doch der Vizeweltmeister will mit einer Jetzt-erst-recht-Einstellung in das Viertelfinale einziehen. Die Kroaten gaben sich demonstrativ selbstbewusst vor dem K.o.-Duell. Die Rückkehr von Ivica Olic als Co-Trainer soll Schwung bringen.
Spanien: Das 5:0 im entscheidenden Gruppenspiel war die erhoffte Befreiung. Was der Sieg wert ist, muss sich zeigen. Ein Aus im Achtelfinale würde sämtliche Debatten um Trainer Luis Enrique, die Spielweise und den Kader neu befeuern. Dass er keinen Spieler von Real Madrid mit zur EM nahm, wird nun erst recht diskutiert, weil ausgerechnet Kroatiens Superstar Luka Modric für die "Königlichen" spielt. Spannend ist auch, wie Spanien ein mögliches Elfmeterschießen angeht. Fünf Strafstöße in Serie gingen nun schon aus dem Spiel heraus nicht rein. Bei der EM waren es bislang zwei.
Bukarest: Frankreich - Schweiz (21 Uhr/ZDF und Magenta TV) Frankreich: Die Franzosen sind in der wahrscheinlich schwersten Gruppe Erster geworden. Bedingungslos überzeugt hat der Weltmeister aber nicht. Der Dreiersturm mit Kylian Mbappé, Antoine Griezmann und Karim Benzema glänzt noch nicht. Und in der Defensive plagen die Franzosen einige Verletzungssorgen. Schweiz: Erst im letzten Gruppenspiel gegen die Türkei wussten die Schweizer komplett zu überzeugen. Und sie kämpfen gegen einen Fluch: Seit 1954 haben sie in fünf Versuchen keine einzige K.o.-Runde bei einer EM oder WM überstanden. Der Respekt vor Frankreich ist groß, aber in der Außenseiter-Rolle gefällt es den Eidgenossen.
DFB-Team: Bangen um Einsatz von Rüdiger und Gündogan
Vor dem England-Kracher im EM-Achtelfinale muss Bundestrainer Joachim Löw um den Einsatz zweier angeschlagener Profis aus der Premier League bangen. Antonio Rüdiger und Ilkay Gündogan haben zwei Tage vor dem Hit im Wembley-Stadion nicht mit der deutschen Fußball-Nationalmanschaft trainiert. Erst am Montagnachmittag startet der DFB-Charterflieger mit der Nationalmannschaft von Nürnberg Richtung London, am Dienstag (18 Uhr/ARD und Magenta TV) geht es dann gegen den ewigen Rivalen.
Abwehrspieler Rüdiger vom FC Chelsea musste am Sonntag in Herzogenaurach wegen einer Erkältung im DFB-Quartier bleiben. Mittelfeldspieler Gündogan war wegen einer Schädelprellung, die er sich im letzten Gruppenspiel gegen Ungarn (2:2) zugezogen hatte, nicht auf dem Platz. Das von Löw erhoffte Abschlusstraining im Fußball-Heiligtum Wembley fällt am Montagabend aus: Der Rasen ist nach vier von acht Spielen unter UEFA-Schutz gestellt worden.
h2>Neuer spricht über die Regenbogenbinde
Kapitän Manuel Neuer freut sich über die positive Resonanz auf seine Regenbogen-Binde und will diese bei der Fußball-EM auch weiter tragen. "Ich finde es gut. Daran sieht man, wo wir stehen in unserer Gesellschaft, und dass wir 2021 in Mitteleuropa so weit sind, dass wir als offene, tolerante Gesellschaft eine solche Aktion als sehr positiv empfinden", sagte der 35 Jahre alte Torhüter. Lesen Sie hier den ausführlichen Bericht.
Engländer und das Elfmeter-Drama
Wenn bei großen Turnieren die K.o.-Runde beginnt, schrillen im englischen Team regelmäßig die Alarmglocken. Dann geht nicht selten die Panik um, denn die Historie zeigt: Nach einigen dramatischen Niederlagen vom Punkt haben die Engländer vor dem Showdown Schütze gegen Torwart die Hosen gestrichen voll. Ein Blick in die Geschichte.
Bunte Ecke: Boateng legt Mikro weg
Das Mikrofon muss Kevin-Prince Boateng weglegen und stattdessen das Trainingsleibchen überziehen. Fußball-Bundesligist Hertha BSC bestätigte jetzt, dass der Neuzugang am Mittwoch beim Trainingsauftakt mit dabei sein wird. Boateng, der zuletzt als EM-Experte bei der ARD zu sehen war, hat diesen Job also aufgegeben. Eine entsprechende Klausel war im Vertrag zwischen Boateng und dem zuständigen Sender WDR hinterlegt. Ein Trost für den Fußballer: Zum Abschluss soll er als Experte immerhin das Achtelfinale zwischen England und Deutschland begleiten.
Unsere Berichterstattung zur Europameisterschaft finden Sie in unserem EM-Dossier: Hier klicken
Die EM-Stadien und Spielorte im Überblick:
In dieser interaktiven Karte zeigen wir Ihnen die Spielorte der EM 2020. Klicken Sie auf die einzelnen Icons, um sich die Stadien anzusehen und zu erfahren, wie viele Zuschauer zugelassen sind. Auch eine Ansicht der Karte im Vollbild-Modus ist möglich.
Das Rezept des EM-Tages
Euro kulinarisch: Unser EM-Chefkoch Manuel Kubitza vom Mainzer Cateringunternehmen „Essen für uns“ nimmt uns an jedem Spieltag mit auf einen kulinarischen Abstecher zu den jeweiligen EM-Spielorten.