EM am Morgen: Italiener wie ein Champion

aus Die EM 2020

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Leonardo Bonucci feiert nach dem Spiel den Sieg mit den Fans. Foto: dpa
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Die Italiener liegen sich in den Armen, die Schweizer vergießen Tränen. Das EM-Viertelfinale startete mit spektakulären Spielen. Das und mehr im Morgenbrief.

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REGION. Die EM geht in die entscheidende Phase – gesucht wird der neue Europameister. Wir informieren Sie am Morgen mit allen wichtigen News zum EM-Tag.

Italien bejubelt Halbfinaleinzug

Belgien - Italien 1:2 (1:2) Tore: 0:1 Barella (31.), 0:2 L. Insigne (44.), 1:2 Lukaku (45.+2/Foulelfmeter).

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Italiens Halbfinalisten tanzten ausgelassen auf dem Rasen und ließen sich von den Fans herzen, Kevin De Bruyne verharrte wenige Meter abseits der Jubeltraube mit leerem Blick. Die Squadra Azzurra ist im Stile eines Champions in das EM-Gigantenduell gegen Spanien eingezogen. Im Fünf-Sterne-Viertelfinale gegen Belgien um den rechtzeitig genesenen De Bruyne gewann die Auswahl von Trainer Roberto Mancini am Freitagabend in München nach dem großen Zittern im Achtelfinale diesmal überzeugend mit 2:1. Nach Treffern von Barella und Insigne schlugen die Roten Teufel vor 12.984 Zuschauern durch Sturmriese Lukaku (45.+2) per Foulelfmeter zurück. Doch die cleveren Italiener ließen ihre Tifosi in Monaco di Baviera zu später Stunde mit dem 32. Spiel ohne Niederlage nacheinander das nächste Fußball-Fest feiern. "Wir haben den Sieg verdient. Es war ein außergewöhnliches Spiel von uns", sagte Trainer Mancini im italienischen Fernsehen. "Wir hatten kein Minimalziel für dieses Turnier, wir wollten so viel erreichen wie möglich. Es sind noch zwei Partien, wir werden sehen, was passiert. Jetzt genießen wir diesen Sieg, dann denken wir an den Gegner."

Tapfere Schweizer vergießen bittere Tränen

Schweiz - Spanien 1:3 i.E. (0:1,1:1,1:1) Tore: 0:1 Zakaria (8./Eigentor), 1:1 Shaqiri (68.). Elfmeterschießen: Busquets verschießt, 1:0 Gavranovic, 1:1 Olmo, Simon hält von Schär, Sommer hält von Rodri, Simon hält von Akanji, 1:2 Moreno, Vargas verschießt, 1:3 Oyarzabal.

Ruben Vargas brauchte ganz besonderen Trost, doch auch der Rest der tapferen Schweizer Nationalmannschaft wischte sich die Tränen der bitteren Enttäuschung aus den Gesichtern. Während sich die Eidgenossen nach einem erneuten Elfmeter-Drama erschöpft und tief enttäuscht auf den Rasen des Petrowski-Stadions von St. Petersburg sinken ließen, bejubelte Mitfavorit Spanien nach dem mühevollen Sieg im Elfmeterschießen den nächsten Schritt auf seiner Titelmission - immer, wenn die Spanier bisher ein EM-Viertelfinale überstanden, holten sie auch den Titel. "Der Fußball war gerecht und wir sind die gerechten Gewinner", sagte Keeper Unai Simón: "Es ist ein sehr euphorischer Moment." Vor vier Tagen war Simón beim 5:3 n.V. im Achtelfinale gegen Kroatien noch ein schwerer Patzer unterlaufen, diesmal wurde er mit zwei Elfmeterparaden zu einem der spanischen Helden. Tapfere Schweizer hatten ihnen alles abverlangt, der erneute Kraftakt der Eidgenossen wurde diesmal jedoch nicht belohnt. Niedergeschlagen und erschöpft gingen die Spieler um den am Boden zerstörten Fehlschützen Vargas in die Kurve zu ihren rund 500 Fans. "Ich bin wirklich stolz auf die Mannschaft", betonte Xherdan Shaqiri, der mit seinem Tor in der 68. Minute die Schweizer zurück in die Partie gebracht hatte. Genauso sah es Sommer, mit Tränen in den Augen sagte er: "Großartig!"

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Heidel: "Nicht gleich die sportliche Staatskrise ausrufen"

Spannende Themen im VRM-Podcast Heidels EM-Talk: Warum Christian Heidel während der EM so viele Nachrichten erhält und was er der DFB-Elf in Zukunft zutraut.

Kroos-Abschied: "Großer Leader"

Der neue Bundestrainer Hansi Flick hat den Rücktritt von Toni Kroos aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft "wirklich sehr" bedauert. "Ich kann seine Beweggründe und seine Entscheidung jedoch nachvollziehen", wird Flick auf der DFB-Homepage zitiert. Der 31 Jahre alte Kroos hatte zuvor seinen Abschied aus dem Nationalteam verkündet. Flick hatte Kroos signalisiert, nach der EM weiter mit ihm arbeiten zu wollen, berichtete der Weltmeister von 2014. "Sein großer Wunsch ist es nun nach zehn intensiven Jahren der Doppelbelastung, sich auf Real Madrid zu konzentrieren und mehr Zeit mit der Familie zu verbringen", erklärte Flick. Für Ex-Bundestrainer Löw war Kroos im Nationalteam ein Spieler mit überragenden Qualitäten sowie "ein großer Leader auf und neben dem Platz", wie er es in seinen Dankesworten formulierte: "Toni hat 106 Länderspiele, unser gemeinsamer langer Weg und unser Triumph in Brasilien werden uns für immer verbinden." Ein stiller Großer geht, schreibt Sportredakteur Bardo Rudolf in seinem Kommentar.

Die Viertelfinalspiele am Samstag

Tschechien - Dänemark (18 Uhr/ARD und Magenta TV) Tschechien: Wenn man die Niederlande schlagen kann, warum nicht auch Dänemark? Die Tschechen glauben an sich - und eine Wiederholung von 2004. Damals schlugen Jan Koller & Co. im EM-Viertelfinale von Porto die Dänen sogar mit 3:0. Jaroslav Silhavy war damals Co-Trainer, nun ist er der Boss und kann wieder auf Kapitän Vladimir Darida setzen. Er sei zu "100 Prozent bereit", sagte der im Achtelfinale verletzt fehlende Mittelfeldspieler von Hertha BSC. Dänemark: Er hätte lieber gegen die Niederlande gespielt, kokettierte der dänische Coach Kasper Hjulmand vor dem Viertelfinale. Die Tschechen agieren aus Sicht des Ex-Mainzers mit dem gleichen Teamgeist wie seine Mannschaft. Nach einer Muskelverletzung meldete sich RB-Stürmer Yussuf Poulsen wieder fit, besitzt aber nach eigener Einschätzung nur Kraft für 60 Minuten.

Ukraine - England (21 Uhr/ARD und Magenta TV) Ukraine: Schon der Einzug ins Viertelfinale ist für die Ukrainer eine Sensation. Das Land feiert seine Fußball-Helden, dennoch träumt die Mannschaft des ehemaligen Starstürmers Andrej Schewtschenko nun vom nächsten Coup. Viel dürfte erneut von Alexander Sintschenko abhängen. Der Profi von Manchester City gilt als Schlüsselspieler der Ukrainer, zudem kennt er fast jeden englischen Spieler aus den Duellen in der Premier League bestens. England: Das Viertelfinale soll für England nur eine Durchgangsstation sein. Die Three Lions gehen als klarer Favorit in die Partie, ihr großes Ziel ist das Finale am 11. Juli im heimischen Wembley-Stadion. Nach dem Sieg gegen Deutschland ist das Selbstvertrauen groß. Zudem stehen Trainer Gareth Southgate alle Spieler zur Verfügung. Trotzdem warnte der Coach vor der Partie - auch, weil England erstmals bei dieser EM nicht in London antreten darf.

Bunte Ecke: Brite steht weinendem Mädchen zur Seite

Ein britischer Fußballfan hat im Internet eine Spendenkampagne für ein kleines deutsches Mädchen gestartet, das bei der 0:2-Niederlage von Deutschland gegen England im Wembley-Stadion geweint hatte und danach im Internet von mutmaßlichen England-Fans aggressiv beleidigt wurde. Joel Hughes aus Wales sagte dem Sender BBC, er wolle ihr damit eine Freude machen und zeigen, dass nicht alle Menschen in Großbritannien "schrecklich" seien. Nach dem Spiel war das weinende Mädchen im Fernsehen und auf den Stadionbildschirmen gezeigt worden. Daraufhin hatten viele englische Fans gejubelt. Anschließend ging das Bild des Mädchens im Internet viral. In sozialen Medien wurde es mit zum Teil sehr beleidigenden und aggressiven Kommentaren mit Bezügen zum Zweiten Weltkrieg geteilt. Viele Briten hatten das scharf verurteilt, darunter die ehemaligen englischen Fußballer Gary Lineker und Stan Collymore. In what feels like dark times I'm trying to do *one* thing to push back

So far we've raised £800 to make that face smile again.

Unsere Berichterstattung zur Europameisterschaft finden Sie in unserem EM-Dossier: Hier klicken

Das Rezept des EM-Tages

Euro kulinarisch: Unser EM-Chefkoch Manuel Kubitza vom Mainzer Cateringunternehmen „Essen für uns“ nimmt uns an jedem Spieltag mit auf einen kulinarischen Abstecher zu den jeweiligen EM-Spielorten.