Ermittlungen nach missglückter Protestaktion bei EM-Spiel

aus Die EM 2020

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Ein Aktivist von Greenpeace will beim EM-Auftakt der DFB-Elf im Stadion in München landen. Foto: dpa

Vor dem EM-Spiel zwischen Frankreich und Deutschland ist ein Greenpeace-Aktivist ins Stadion gesegelt. Wie sich nun herausstellt, hätte die Aktion weitaus schlimmer enden können.

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MÜNCHEN. Nach der missglückten Protestaktion vor dem EM-Auftaktspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Frankreich ermittelt die Polizei wegen verschiedener Delikte nach dem Strafgesetzbuch - und nach dem Luftverkehrsgesetz. Das teilte das Polizeipräsidium München am Mittwoch mit. Ein 38 Jahre alter Mann aus Baden-Württemberg war am Vorabend kurz vor dem Anpfiff des Fußballspiels auf dem Platz im Münchner EM-Stadion gelandet und hatte im Landeanflug zwei Männer verletzt, die ins Krankenhaus kamen.

Der Greenpeace-Aktivist mit Gleitschirm landet auf dem Spielfeld.  Foto: dpa
Der Greenpeace-Aktivist mit Gleitschirm landet auf dem Spielfeld. (© dpa)

Der Motorschirm-Pilot wurde festgenommen, sein Flieger sichergestellt. "Das Polizeipräsidium München betont, dass es keinerlei Verständnis für solche unverantwortlichen Aktionen gibt, bei denen eine erhebliche Gefährdung von Menschenleben in Kauf genommen wird", hieß es in der Mitteilung der Polizei. Auch von anderen Seiten hagelte es Kritik an der Aktion der Umweltorganisation Greenpeace, die schief gelaufen war. Ursprünglich wollte der Pilot einen großen gelben Ball in die Arena sinken lassen. Dabei geriet er in eine Stahlseilkonstruktion am Stadiondach und kam ins Trudeln, so dass er ins Stadion herabsank.

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"Das tut uns wahnsinnig leid", sagte ein Sprecher der Organisation am Dienstagabend der Deutschen Presse-Agentur. Auf dem Twitteraccount von Greenpeace hieß es: "Dieser Protest hatte nie die Absicht das Spiel zu stören oder Menschen zu verletzten." Greenpeace Aktionen seien immer friedlich und gewaltfrei. "Leider ist bei dieser Aktion nicht alles nach Plan gelaufen".

Söder: "Das ist kein Kavaliersdelikt"

Eigentlich sei der Plan gewesen, dass der Pilot mit einem großen Latexball über das Stadion schwebt, erklärte der Sprecher. Der Ball hätte dann hinab sinken sollen - der Pilot sollte gar nicht landen. Technische Schwierigkeiten hätten ihn aber zur Notlandung auf dem Spielfeld gezwungen.

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Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte nichtsdestotrotz Konsequenzen an. "Das wird genau behandelt, das sind klare Verstöße", sagte er dem Bayerischen Rundfunk. "Das ist kein Kavaliersdelikt."

Auch eine Diskussion um die Sicherheit während der Fußball-Europameisterschaft hat die Aktion des Aktivisten ausgelöst. "Die bayerische Polizei wird bei den kommenden drei EM-Spielen die Luftüberwachung verstärken, insbesondere zusammen mit der Hubschrauberstaffel", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch.

Nach Herrmanns Darstellung habe die Polizei bewusst nicht auf den Motorschirmflieger geschossen, der mitten auf dem Spielfeld gelandet war.

Scharfschützen hatten Flieger im Visier

Über dem Stadion gilt bei den EM-Spielen laut Innenministerium ein totales Flugverbot. "Es hätte ganz anders ausgehen können, auch für den Piloten", betonte Herrmann. "Wenn die Polizei zur Einschätzung gelangt wäre, dass es sich um einen Terroranschlag handelt, hätte er das mit dem Leben bezahlen müssen. Die eingesetzten Scharfschützen hatten ihn bereits im Visier."

Es sei Aufgabe der Bundeswehr und der Polizei, den Luftraum zu überwachen, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums München, Andreas Franken. "Wir konnten den Anflug kurz vorher bereits wahrnehmen und haben in einer Ersteinschätzung schon auch erkannt, dass es sich hier um eine Aktion von einer Umweltorganisation handelt."

Volkswagen hat die missglückte Greenpeace-Aktion beim EM-Auftaktspiel der deutschen Mannschaft scharf kritisiert. "Mit der heutigen Protestaktion hat Greenpeace Leib und Leben unbeteiligter Zuschauer und Fans eines Fußballspiels in Gefahr gebracht", hieß es in einem Statement am Dienstagabend. Das sei nicht akzeptabel. Volkswagen sei offen für den kritischen und konstruktiven Dialog in Sachen Umwelt und Nachhaltigkeit und bekenne sich klar zum Pariser Klimaabkommen bis 2050.

Die Europäische Fußball-Union UEFA sprach von einer "rücksichtslosen und gefährlichen Aktion", die schwerwiegende Folgen für viele Menschen hätte haben können. Auch der Deutsche Fußball-Bund verurteilte den Protest.

Auch der Deutsche Fußball-Bund hat die gefährliche Greenpeace-Aktion scharf kritisiert. "Diese Aktion verurteilen wir als DFB. Derjenige hat nicht nur sich, sondern auch andere gefährdet und verletzt. Das ist aus unserer Sicht nicht hinnehmbar", sagte Verbandssprecher Jens Grittner bei der Pressekonferenz nach dem 0:1 zum Turnierstart gegen Frankreich.