Boehringer Ingelheim und Abbvie Deutschland warnen davor, die Fehler der Sparpolitik im Gesundheitswesen bei Innovationen zu wiederholen. Sie fordern eine nachhaltigere Strategie.
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Frau Nikolaus, Herr Weppner: Aktuell sind viele Medikamente, die Millionen Menschen täglich benötigen, von Lieferengpässen bedroht. Woran liegt das?
Nikolaus: Wir sollten offen darüber reden, dass die Sparpolitik der letzten Jahre in der Gesundheitspolitik ein Hauptgrund dafür ist, warum es Arzneimittelengpässe gibt. Gerade im Arzneimittelbereich der Generika konnte es nicht billig genug sein. Die Krankenkassen haben Preise verhandelt, die eine wirtschaftliche Produktion in einem Land wie Deutschland nicht mehr möglich machten. Deutschland ist ein Land hoher Expertise und Technologie, es ist aber auch ein Land, das in der Steuer-, Lohn- und Abgabenstruktur eines der teuersten weltweit ist.
Pharmazeutische Industrie verlagerte die Produktion ins Ausland
Was war die Folge?
Nikolaus: Die pharmazeutische Industrie verlagerte die Produktion ins Ausland, in Länder, die eine weniger hohe Kostenstruktur hatten, wie unter anderem China und Indien. Sehr häufig haben die Rabattverträge mit den Krankenkassen dazu geführt, dass nur noch das günstigste Medikament verordnet werden konnte. Und dann konzentrierte sich die Produktion möglicherweise nur noch auf einen Hersteller in Fernost, der den Bedarf irgendwann nicht mehr decken konnte.
Immerhin sollen jetzt höhere Preise für Kinderarzneimittel gezahlt werden.
Nikolaus: Das Bundesgesundheitsministerium hat eingestanden, dass der Preisdruck ein Grund dafür ist, dass Arzneimittel in Deutschland nicht mehr verfügbar sind. Aber das wird eine Produktion, die einmal in Deutschland abgebaut ist, nicht mehr zurückholen. Es braucht eine viel größere und nachhaltigere Strategie, um die Versorgungssicherheit von Arzneimitteln jetzt und in Zukunft zu gewährleisten. Denn Innovationen von heute dienen der Regelversorgung auch mit Generika von morgen.
Olaf Weppner: Wir betrachten mit großer Sorge, dass wir – auch bei innovativen Medikamenten – eigentlich gerade im Begriff sind, den Fehler zu wiederholen, den wir seinerzeit bei den generischen Präparaten gemacht haben. Indem Investitionsbedingungen in Deutschland nachhaltig geschädigt werden, riskieren wir möglicherweise auch jetzt wieder einen Verlust an Hochtechnologie.
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Wie meinen Sie das?
Weppner: Viele Unternehmen werden sich zukünftig wahrscheinlich anders entscheiden, wenn es darum geht, Investitionen in bestimmte Länder zu bringen. Die Politik äußert zwar den Willen, führend im Bereich Biotechnologie zu werden, aber Gesetzesvorhaben, die dann konkret in die Umsetzung gehen, schaffen eigentlich das Gegenteil.
Inwiefern?
Weppner: Wir haben keine Entlastung in der Bürokratie. Genehmigungsverfahren werden immer aufwendiger, langwieriger, kostspieliger und gleichzeitig wird der Erstattungsrahmen für Arzneimittel immer enger und die Innovationen werden immer stärker auf den Prüfstand gestellt. Für die pharmazeutische Industrie ist es mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz leider schlimmer gekommen, als wir befürchtet hatten. Denn das bisher sehr gut funktionierende System der Erstattungsregelung, das darauf basierte, dass ein höherer Nutzen einen höheren Preis ermöglicht, wurde jetzt ausgehebelt. Es ist dadurch eben nicht mehr so, dass man mit höherem Nutzen auch einen höheren Preis generieren kann. Das wird langfristig dazu führen, dass wir bestimmte Medikamente später oder gar nicht in Deutschland sehen werden. Und es wird auch dazu führen, dass sich die Unternehmen umorientieren werden.
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Die Bayer AG hat bereits angekündigt, ihr Pharmageschäft in Richtung USA und Asien zu verlagern.
Weppner: Und das ist nur eine Stimme, die genau das ausdrückt, was passieren wird, wenn die Bundesregierung und wir alle zusammen uns nicht umbesinnen und eine nachhaltige Strategie formulieren, die es uns erlaubt, die Investitionen auch wieder zurück nach Deutschland zu holen. Wir haben sehr gut ausgebildete Leute hier und einen hohen Stand der wissenschaftlichen Forschung, aber wir fallen stetig zurück. Wir waren mal auf Platz zwei hinter den USA, doch inzwischen finden in China, Großbritannien, Spanien und Kanada mehr klinische Studien statt als in Deutschland.
Warum sind andere Länder besser?
Nikolaus: Erstens aufgrund der Bürokratie und weil wir in Deutschland durch den Förderalismus eine besondere Komplexität haben. Wenn Sie eine deutschlandweite Studie machen, reden 16 Bundesländer und 52 Ethikkommissionen mit. Es wird den Firmen wirklich schwergemacht. Genehmigungsverfahren müssen dringend beschleunigt und Bürokratiehürden abgebaut werden, damit Forschung in Deutschland wettbewerbsfähig im internationalen Vergleich ist.
Auch Know-how könnte verloren gehen
Wie groß ist das Risiko, dass die Firmen vom deutschen Markt verschwinden?
Weppner: Das ist ein schleichender Prozess. Auch für die Generikahersteller war der deutsche Markt immer ein wichtiger Markt. Und jetzt haben wir trotzdem die Lieferengpässe. Wir haben die Technologie verloren, weil die Produktion abgewandert ist.
Nikolaus: Investitionsentscheidungen für große Produktions- und Forschungsanlagen werden von jeder großen Firma immer auf den optimalen Standort überprüft. Und es gibt viele andere Länder, die aktiv um diese Investitionen buhlen. Es wird bei Investitionsentscheidungen mehr und mehr dahin gehen, wo auch Anreizsysteme eines Landes sind – wie zum Beispiel Forschungsförderungen. Und es geht dabei nicht nur um das Investment in Arbeitsplätze, in Forschung und Entwicklung.
Schlüsselindustrie für Wohlstand, für Weiterentwicklung und Zukunftsfähigkeit
Und um was geht es noch?
Nikolaus: Es geht auch um den Verlust von Know-how. Pharmazeutische Unternehmen finanzieren viele Forschungsprojekte an Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und auch dieses Know-how würde abwandern. Wir brauchen aber den medizinischen Fortschritt – als zukünftige Patienten in einem Land mit großen demografischen Herausforderungen. In einer alternden Gesellschaft werden sich neue Krankheiten entwickeln. Aber auch bekannte wie Krebs, Schizophrenie, Alzheimer, all diese Erkrankungen werden zunehmen. Hier forschen wir gemeinsam bereits, aber von 100 Forschungsansätzen schafft es maximal einer zum Markt. Wir brauchen ein gewisses Preisgefüge von innovativen Arzneimitteln, damit wir Forschung weiterhin finanzieren können.
Was muss sich aus Ihrer Sicht ändern?
Weppner: Wir brauchen in der Gesundheitspolitik eine nachhaltige, langfristige Lösung. Es ist von zentraler Bedeutung, bestehende Produktionsbetriebe der Pharmaindustrie durch die Verbesserung von politischen Rahmenbedingungen am Standort Deutschland zu halten. Deutschland braucht die pharmazeutische Industrie, denn sie ist eine Schlüsselindustrie für Wohlstand, für Weiterentwicklung und Zukunftsfähigkeit. Allem voran brauchen wir Anreizsysteme für Forschung und Entwicklung. Das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz geht dabei genau in die falsche Richtung, indem es den Marktzugang für Innovationen in Deutschland erschwert und damit Innovationsanreize zerstört.
Nikolaus: Und die vom Bundesgesundheitsministerium angeführte Begründung von übermäßigen Preissteigerungen insbesondere bei innovativen Arzneimitteln ist schlicht falsch. Forschung, Entwicklung und die Produktion von Arzneimitteln in Deutschland und Europa sind unverzichtbar für die Zukunft und die Resilienz von Deutschland und der EU. Wir können es uns nicht leisten, dass wir in Deutschland und in Europa irgendwann keine Arzneimittel mehr haben, weil die gesamten Investitionen mehr und mehr in andere Länder gehen. Das ist eine ganz, ganz große Gefahr.