Nachbesserung für mittelgroße Firmen nötig

Darmstadt (red). Seit einer Woche läuft das Soforthilfeprogramm für Unternehmen in Hessen. Es richtet sich vor allem an Klein- und Kleinstunternehmer, freie Berufe und...

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. Darmstadt (red). Seit einer Woche läuft das Soforthilfeprogramm für Unternehmen in Hessen. Es richtet sich vor allem an Klein- und Kleinstunternehmer, freie Berufe und Selbstständige mit bis zu 50 Beschäftigten - die Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar zieht eine erste Bilanz.

"Über 2000 Anrufe und weit mehr als 100 Mails haben uns allein am ersten Tag erreicht", sagt Martin Proba, Leiter des Geschäftsbereichs Unternehmen und Standort der IHK. Viele hätten sich über die Überlastung des Systems beim zuständigen Regierungspräsidium Kassel beschwert, aber auch Fragen zum Verfahren und zu den notwendigen Nachweisen gestellt. Mittlerweile seien die 20 IHK-Mitarbeiter an den Beratungstelefonen immer noch ausgelastet, die Fragen würden allerdings spezieller, etwa wie der Liquiditätsbedarf berechnet wird. Diese Angabe müssen die Antragsteller zwingend machen.

Inzwischen habe das Regierungspräsidium Kassel die Kapazitäten sowohl technisch als auch personell angepasst. 700 Mitarbeiter beim Regierungspräsidium sollten bei einer durchschnittlichen Bearbeitungsdauer von 15 Minuten 19 000 Anträge pro Tag bescheiden können, so Proba. Von Montag bis Freitag konnten nach IHK-Informationen allerdings erst 11 700 Anträge mit einer Gesamtsumme von 120 Millionen Euro bewilligt werden. Allein im Bezirk der IHK Darmstadt komme für etwa 45 000 Unternehmen die Soforthilfe infrage, mit rund 160 000 beschäftigten Personen.

Korrekturen sind mit Steuererklärung möglich

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Die IHK fordert, dass das Liquiditätsprogramm auch seinem Titel "Soforthilfe" gerecht werde. Ziel müsse es sein, die Kleinunternehmen schnell zu unterstützen. Notwendige Korrekturen aus Sicht des Fiskus sollten mit der Steuererklärung 2020 vorgenommen werden.

Nicht vergessen werden sollten die Unternehmen mit 50 bis 250 Beschäftigten, so Proba. Sie hätten keinen Anspruch auf Soforthilfe und passten nicht in die Programme für Großunternehmen. "Hier muss über ein Beteiligungsprogramm nachgedacht werden. Der Mittelbedarf lässt sich nicht betriebswirtschaftlich realistisch über Kreditfinanzierungen darstellen, will der Unternehmer den Kredit noch in seinem Unternehmerleben zurückzahlen." Das sei letztlich der Grund, warum die Programme der staatlichen Förderbank KfW nur schleppend anliefen - denn die Kredite sollten bereits nach fünf Jahren zurückgezahlt sein.

Proba weist zudem auf ein neues Angebot hin, das seit Ende letzter Woche beantragt werden kann: das Direktdarlehen Hessen Mikroliquidität der WI-Bank Hessen für kleine Unternehmen und Selbstständige. Das Unternehmen darf maximal 50 Mitarbeiter haben. Das Darlehen, zwischen 3000 Euro und 35 000 Euro pro Person, werde ohne Sicherheiten vereinbart und für Mitglieder der IHK Darmstadt mithilfe der IHK abgewickelt. Anträge von Handwerkern nehme die Handwerkskammer entgegen, Freiberufler könnten sich direkt an die WI-Bank wenden, so die IHK.