Aus Protest gegen den harten Sanierungskurs will Verdi am Karsamstag verschiedene Galeria-Standorte bestreiken. Wer ist betroffen?
Wiesbaden/Darmstadt. Beim insolventen Kaufhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof drohen am Karsamstag bundesweit Streiks. Die Dienstleistungsgewerkschaft protestiert damit gegen die Abfindungsregelungen für die vor der Kündigung stehenden Beschäftigten sowie bessere Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden in den Filialen, die fortgeführt werden sollen. Betroffen von den ganztägigen Warnstreiks sind in Hessen die Standorte in Wiesbaden, Darmstadt, Viernheim, Sulzbach und Frankfurt.
Galeria bietet Abfindung bei Kündigungen an
Den Beschäftigten in den bundesweit 47 Häusern, die nach dem derzeitigen Stand noch in diesem Jahr geschlossen werden sollen, wird eine Abfindung oder der Wechsel in eine Transfergesellschaft angeboten. Verdi fordert eine Aufstockung der „mageren Abfindung“. Auch an den Standorten, die fortgeführt werden sollen, drohen laut Verdi aber Kündigungen und schlechtere Tarifbedingungen.
Galeria Karstadt Kaufhof verhandelt über Haustarifvertrag
Der ums wirtschaftliche Überleben kämpfende Galeria-Konzern verhandelt mit den Gewerkschaften bundesweit über einen Haustarifvertrag. Die bisherigen Gespräche, die noch im April fortgesetzt werden sollen, brachten bisher keine Einigung. Derzeit liegen die Entgelte laut Verdi etwa 15 Prozent unter dem regionalen Flächentarif für den Handel. Eine Rückkehr in den normalen Tarifvertrag schließt die Geschäftsleitung jedoch aus.
Galeria will Löhne drei Jahre lang nicht erhöhen
Nach den vom Konzern vorgeschlagenen Eckpunkten sollen laut Verdi die aktuellen Löhne und Gehälter drei Jahre lang nicht erhöht werden, lediglich neue variable Entgeltbestandteile, die von den Umsätzen abhängen, könnten das Einkommen geringfügig steigern. Darüber hinaus wolle die Geschäftsführung nach überstandener Insolvenz eine nach Beschäftigtengruppen und Berufserfahrung differenzierte Entgeltstruktur einführen. Außerdem solle die Arbeitszeit weiter flexibilisiert, der tarifliche Kündigungsschutz verschlechtert und die Befristung von Arbeitsverträgen verlängert werden.
Die Beschäftigten hätten bereits in den vergangenen Jahren auf jährlich 5500 Euro verzichtet, um Arbeitsplätze zu erhalten, kritisiert Verdi. Nun sei ein weiterer Stellenabbau auch in den fortgeführten Filialen geplant. „Ein digital stationäres Warenhaus braucht aber nicht weniger, sondern mehr Personal, Service und gute Beratung der Kunden, um mehr Umsätze zu generieren“, berichtet Marcel Schäuble, Verdi-Verhandlungsführer bei den Tarifverhandlungen.
Galeria versucht im zweiten Anlauf die Sanierung
Galeria Karstadt Kaufhof versucht in einem zweiten Anlauf in einem Schutzschirmverfahren die Sanierung der angeschlagenen Kaufhauskette. Insgesamt werden nach früheren Unternehmensangaben allein in den Filialen 4000 Arbeitsplätze abgebaut. Darüber hinaus sollen in der Konzernzentrale in Essen sowie den regionalen IT-Centern und dem Gebäudemanagement Stellen gestrichen werden. Der Gesamtbetriebsrat hatte von einem rabenschwarzen Tag für die insgesamt 17.500 Beschäftigten gesprochen.