Die Aktionäre des Zwingenberger Biotech-Unternehmens waren zuletzt enttäuscht. Finanzanalysten sehen dagegen viel Potenzial. Markus Mayer von der Baader Bank erklärt warum.
ZWINGENBERG/SÜDHESSEN. Die Aktionäre der Brain AG verfolgen die Hauptversammlung am Mittwoch, 10. März, zum ersten Mal an den heimischen Bildschirmen – und nicht wie sonst in der Zwingenberger Turnhalle. Der neue Vorstandschef des Biotech-Unternehmens, Adriaan Moelker, will den Fokus der Brain AG mehr aufs Produktgeschäft richten, mit Akquisitionen auch im US-Markt wachsen und Entwicklungen schneller an den Markt bringen. Ob er die zuletzt enttäuschten Aktionäre damit überzeugen kann? Finanzanalysten sehen das Unternehmen trotz Umsatzrückgang von über 20 Prozent im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahrs auf dem richtigen Weg. Markus Mayer von der Baader Bank erklärt warum.
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Herr Mayer, mit dem neuen Chef will das Unternehmen endlich Gewinn machen. Wie überzeugend ist sein Konzept?
Meines Erachtens ist das Konzept sehr stimmig und sollte Brain zu der erhofften Trendwende helfen. Das ist unter anderem auch der Grund, warum wir Brain im Herbst als Top-Pick-Wert in unsere Favoritenliste aufgenommen haben.
Der Kurs ist nach wie vor im Keller. Ist das der richtige Zeitpunkt, um einzusteigen? Was trauen Sie der Aktie im Jahresverlauf zu?
Wir haben ein Buy-Rating mit über einhundert Prozent Kurspotenzial auf die Aktie und glauben daher fest an die langfristige Story von Brain.
Das Unternehmen will sich gemäß den ESG-Kriterien (ökologisch, sozial, gut geführt) noch stärker als nachhaltiges Unternehmen positionieren. Ist es ein guter Weg, die Aktie als „grünes Investment“ attraktiver zu machen?
Brain ist per Definition eine top ESG-Aktie. Daher macht das Sinn, um die für die ESG-Portfoliomanager nötige Einwertung zu bekommen, sich hier noch stärker zu positionieren. Im vergangenen Jahr haben nur die aktiv gemanagten ESG-Fonds Gelderzuflüsse gehabt, wohingegen alle anderen aktiv gemanagten Fonds Abflüsse hatten. Daher macht dieser Schritt Sinn und sollte auch Brains Bewertung helfen. Wir als Baader Bank haben für jedes der 600 von uns gecoverten Unternehmen ein ESG-Research eingeführt (neben Aktien und Kreditresearch), da diese Art der Betrachtungsweise genauso elementar ist wie die reinen Fundamentaldaten des Aktienresearchs.
Zwei Hightech-Unternehmen aus Südhessen, Akasol und Isra Vision, sind zuletzt an Konzerne im Ausland gegangen. Halten Sie die Brain AG für einen Übernahmekandidaten?
Wenn Brain nicht zwei große Ankeraktionäre hätte (die MP Beteiligungs-GmbH der Familie Putsch und die DAH Beteiligungs-GmbH von Daniel Hopp, Anm. d. Red.), wäre es schon längst gekauft worden. Mit den Ankeraktionären, die das Unternehmen langfristig entwickeln wollen und denen unter anderem auch die Marktbewertung noch zu gering sein wird, ist die Gefahr aktuell nicht gegeben.
Das Interview führte Anja Ingelmann.