Ein Jahr haben sie täglich Zeitung gelesen und ihr Wissen von Professoren und Dozenten der Uni Landau testen lassen. Zur Belohnung hat diese Zeitung die teilnehmenden Auszubildenden aus Mittelhessen nun zu einem Abschlussevent in den Wetzlarer Kletterwald geladen.
Von Iris Baar
Redakteurin Wetzlar
Hoch hinaus mit dem Wetzlarer Kletterwaldchef Simon Karl (knieend links) und dem Lesermarkt-Chef der VRM Mittelhessen, Michael Brauns (2.v.r.): Nach einem Jahr Zeitungsstudium hatten die mittelhessischen Azubis viel Spaß im Wald. Foto: Iris Baar
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
WETZLAR - Ein Jahr haben sie täglich Zeitung gelesen und ihr Wissen von Professoren und Dozenten der Uni Landau testen lassen. Zur Belohnung hat diese Zeitung die teilnehmenden Auszubildenden aus Mittelhessen nun zu einem Abschlussevent in den Wetzlarer Kletterwald geladen. Ein Highlight der Veranstaltung war sicherlich die Verlosung zweier I-Pads, über die sich Azubis der Firmen Duktus aus Wetzlar und Wobst aus Gießen freuen konnten. Doch auch die spannende Tour von Baum zu Baum unter Anleitung des Kletterwaldchefs Simon Karl begeisterte die Gäste. Anschließend konnten sich die jungen Zeitungsleser bei Fingerfood und einem kühlen Getränk austauschen: über ihre Ausbildungsberufe und -unternehmen und natürlich über ihre Erfahrungen mit dem Zeitunglesen.
Azubiprojekt läuft seit 2012 erfolgreich in Hessen
Und die hatte es in sich: Zwölf Monate hatten sich die Azubis in regelmäßigen Tests zu den Wissensgebieten Politik, Geschichte, Wirtschaft, Geografie, Digitales, Kunst und Kultur sowie Sport von Wissenschaftlern auf den Zahn fühlen lassen. Parallel dazu hatten die Landauer Politologen das Wissen von Nichtlesern, einer sogenannten Kontrollgruppe, untersucht.
Während die Zeitung lesenden Azubis ihr Wissen insgesamt um knapp acht Prozent steigern konnten, belief sich der Wissenszuwachs bei den nicht lesenden Azubis lediglich auf knapp drei Prozent.
Vor allem im Gebiet Geschichte zeigte sich, was das regelmäßige Studium einer Zeitung bringen kann: Knapp 12 Prozent Wissenszuwachs gab es im Untersuchungsjahr bei den Zeitungslesern, bei der Kontrollgruppe ließen sich lediglich 0,2 Prozent feststellen, quasi kein Wissenszuwachs.
"Die Teilnehmer konnten ihr Wissen im Verlauf des Projekts deutlich steigern", resümieren die Wissenschaftler aus Landau. Am stärksten legten die Teilnehmer neben dem Bereich Geschichte in den Bereichen Geografie (Wissenszuwachs über 11 Prozentpunkt) und Kultur (über 10 Prozentpunkte) zu, so die Dozenten weiter.
Das Azubiprojekt läuft seit 2012 erfolgreich in Hessen, seit 2007 bereits im Nachbarbundesland Rheinland-Pfalz. Seit vergangenem Jahr haben sich die mittelhessischen Zeitungen mit dem rheinland-pfälzischen Projekt zusammengeschlossen. Das Projekt wurde von den Verlegerverbänden beider Bundesländer auf den Weg gebracht, nachdem mehrere Studien Mängel an den Lese-, Rechtschreib- und Mathematikfähigkeiten junger Schulabgänger festgestellt hatten - und immer wieder feststellen. So sahen in einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) von 2017 91 Prozent der befragten Betriebe "Mängel bei der Ausbildungsreife", insbesondere bei Deutsch, Mathematik und grundlegenden sozialen Kompetenzen zeigten sich Defizite. Laut einer weiteren DIHK-Umfrage, befürchten 77 Prozent der betroffenen Betriebe, wegen dieser Mängel Auswirkungen auf die betrieblichen Abläufe.
Das Zeitungsprojekt ist ein Beitrag der Verlagshäuser, diesen Defiziten entgegenzusteuern. Das Projekt fördert nachweislich sprachliches Ausdrucksvermögen, Textverständnis, Allgemeinwissen, Konzentration und die Meinungsbildung von Auszubildenden.
Und so funktioniert es: Die Azubis bekommen ein Jahr lang ein Abonnement der regionalen Tageszeitung von ihrem Arbeitgeber finanziert und verpflichten sich im Gegenzug, regelmäßig zu lesen und an monatlichen Wissenstests teilzunehmen.
Partner im Projekt sind Unternehmen, die Wert auf eine hochwertige Ausbildung legen und bereit sind, in ihre Auszubildenden zu investieren.